Der Numerus clausus - notwendiges oder willkürliches Instrument?
Das Abitur bedeutet Stress pur. Daran erinnert sich sicherlich noch jeder, egal wie lange der Abschluss am Gymnasium schon zurückliegen mag. Wochenlang folgt eine Prüfung auf die andere und dann hieß es warten: Denn dann entschied zum ersten Mal im Leben konkret nur eine Zahl darüber, der Numerus clausus darüber, wie es mit deiner Zukunft weitergehen soll.
Beim Numerus clausus trennt sich die Spreu vom Weizen, nicht nur bei den Befürwortern und Gegnern dieses Instruments. Zwischen dem Abitur und dem Traumstudium bedeutet er für viele zukünftige StudentInnen eine große Hürde, die nicht jedem notwendig erscheint, sondern eher willkürlich. Dennoch gibt es den NC seit Jahrzehnten an deutschen Hochschulen, die Geister scheiden sich an diesem Auswahlkriterium aber auch ebenso lange.
Auch wenn du während der Schulzeit fleißig warst und gute Noten eingefahren hast: Wenn das Abitur dir eine Kommastelle versagt, kann es schnell vorbei sein mit dem Traumstudium. Daher werden auch immer häufiger Kritikerstimmen laut, die das System des Numerus clausus als ungerecht und gescheitert ansehen.
Numerus clausus: notwendige Zulassungsbeschränkung von Studiengängen?
Rund 4 von 10 Studienfächern an deutschen Hochschulen sind zulassungsbeschränkt, dies belegte eine Studie des CHE, Centrum für Hochschulentwicklung 2015. Tendenz: fallend. Dennoch heißt dies nun nicht für Studierende, dass ihnen die Tür zum Traumstudiengang in Zukunft offen steht. Denn die Bundesländer sind bei den zulassungsbeschränkten Studiengängen sehr unterschiedlich aufgestellt. Besonders in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen sowie in Niedersachsen und Baden-Württemberg kommen Abiturienten nur ganz schwer an einen Studienplatz ihrer Wahl. Studienparadies, zumindest was die freie Plätze angeht, ist Thüringen, dicht gefolgt von Bayern und Rheinland Pfalz. Daher kann es gut sein, dass du für dein Traumstudium in den Osten der Republik ziehen musst oder in den Süden Deutschlands. Für viel auch schon eine Hürde, wenn sie nicht gerne so weit weg von zu Hause leben wollen.Außerdem beschränkt sich der Rückgang der NC-Quote bisher in den meisten Fällen auf kleine Fächer, die nicht allzu sehr gefragt waren in den letzten Jahren. Favoriten, wie etwa BWL, Informatik oder auch Deutsch, sind nach wie vor durch den NC geregelt. Unter den NC-freien Studiengänge stehen besonders die privaten Hochschulen im Vordergrund, hier kann jeder das studieren, was er möchte – wenn er sich die entsprechende Studiengebühren leisten kann. Wer im künstlerischen Bereich studieren will, kann den Numerus clausus umgehen, muss dafür dann aber eine anspruchsvolle, in diesem Falle auch notwendige, Eignungsprüfung an den Kunsthochschulen bestehen.
Als Alternative zum Traumstudiengang werden oft alternative Studiengänge belegt, in der Hoffnung, dass man sich schließlich doch noch in dm neuen Fachbereich selbst entdecken kann. Dies führt jedoch nicht selten zu einem vorzeitigen Studienabbruch.
Kritik am Numerus clausus: ein willkürliches Instrument!
Der eigentliche Kern der Kritik am Numerus clausus entzündet sich vor allen Dingen an dem Vorwurf, dass es für den Abiturdurchschnitt bundesweite keinen vergleichbaren Ansatz gibt. Die Ergebnisse in den Prüfungen zum Abiturs zeigen bundesweit starke Abweichungen. An vielen Schulen gibt es wahre Einser-Schwemmen in einigen Bundesländern, was natürlich nicht daran liegt, dass ausschließlich hier die Superhirne sitzen, sondern das Abitur schlichtweg auch nach eigenem Ermessen vergeben wird. Zudem ist die Berechnung der Abiturnote ist ausschließlich föderale Angelegenheit, das heißt, jedes Bundesland berechnet die Abiturnote anders. Klar, dass sich unter diesen Bedingungen sicherlich auch subjektive Bewertungsmaßstäbe einschleichen, die mit der Vergabe der Abiturnote zwar einen Studienbescheinigung ausstellen, in keinster Weise aber etwas über die Studienbefähigung aussagen.
Daher fordern nun einige Experten sich an Ergebnissen, wie etwa denen der TOSCA-Studie zu orientieren, sie bietet einen Überblick zum Vergleich von Leistungen von Oberstufenschülern in verschiedenen Bundesländern und zeigt die großen Unterschied bundesweit, die den Numerus clausus ad absurdum führen. Vielleicht bietet sie ja auch einen Ansatz, über ein brauchbares Alternativmodell nachzudenken?