Eigentlich ganz gut – Sprachliche No-Gos in wissenschaftlichen Arbeiten

Wissenschaftliche Arbeiten, seien es Facharbeiten, Hausarbeiten oder gar Abschlussarbeiten, erfordern ihren ganz eigenen Stil. Diesen zu entwickeln und anwenden zu können, braucht oft viel Zeit und Erfahrung im wissenschaftlichen Schreiben. Daher kann es gerade für den Anfang hilfreich sein, sich nicht an den vielen Dos zu orientieren, sondern an den Don’ts: Welche Wörter sind in wissenschaftlichen Arbeiten absolut tabu?
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Erstellt von LAS-Redaktion vor 5 Jahren

Grundsätze für wissenschaftliches Schreiben

Vor allem in den Geisteswissenschaften können die aufgestellte Theorie oder die darzulegenden Forschungsergebnisse noch so bahnbrechend sein, wenn etwas nicht stichhaltig – und damit wissenschaftlich – formuliert ist, hält es den Erwartungen nicht stand und kann im universitären Kontext zu erheblichem Punktabzug oder gar für ein Nichtbestehen der Prüfungsleistung führen. Doch was gilt sprachlich als unwissenschaftlich?

Wann ist etwas unwissenschaftlich?

Neben Inhalt und dem optischen Erscheinungsbild, das beispielsweise durch eine Umbruchkorrektur verbessert werden kann, sollte der sprachliche Stil wissenschaftlich sein. Grundsätzlich gilt alles als unwissenschaftlich, was nicht belegt werden kann. Dies bedeutet zum einen, dass ein wortwörtlicher Beleg in Form einer Quelle vorliegen muss; diese kann beispielsweise zitierte oder paraphrasierte Primär- oder Sekundärliteratur sein oder sich auf eigens angestellte qualitative oder quantitative Forschungen beziehen.

Zum anderen heißt das, dass auch die Formulierung eindeutig und prägnant sein sollte: Aussagen, die zu allgemein gefasst oder zu ungenau formuliert sind, machen den Anschein von nicht belegbaren Mutmaßungen oder Vermutungen, die in einer Hausarbeit, Bachelorarbeit oder Masterarbeit nichts verloren haben.

Doch wer sich an folgende Tipps für wissenschaftliche Arbeiten hält, hat schon die halbe Miete.

Füllwörter vermeiden

Vage Formulierungen machen in wissenschaftlichen Texten keinen guten Eindruck. Diese kommen häufig durch Füllwörter zustande, welche wir in der gesprochenen Sprache zuhauf benutzen. Hier erfüllen sie den Zweck, uns Zeit zum Nachdenken zu verschaffen und Formulierungen abzuschwächen, was zu einer harmonischeren Gesprächskultur beiträgt.

In wissenschaftlichen Arbeiten hat das Nachdenken jedoch – im besten Fall – im Vorfeld stattgefunden. Zudem gibt es, sobald Belege und Quellen vorliegen, keinen Grund, Aussagen unscharf zu formulieren.

Füllwörter sind beispielsweise eigentlich, einigermaßen, gewissermaßen oder sozusagen. Diese Wörter erwecken den Anschein, dass die Information nicht ausreichend recherchiert wurde oder man sich über den Wahrheitsgehalt nicht ganz sicher ist.

Das Gegenteil ist allerdings ebenso unwissenschaftlich: Wörter wie natürlich oder selbstverständlich trotzen zwar vor Selbstbewusstsein, setzen aber auch voraus, dass die Information zum Allgemeinwissen gehört. Wären die Sachverhalte bereits allgemeinhin bekannt, wäre es keine wissenschaftliche Ausarbeitung wert. Darüber hinaus ist in der Wissenschaft nichts selbstverständlich – schließlich handelt es sich um neue Erkenntnisse.

Zu den absoluten No-Gos in einer wissenschaftlichen Arbeit zählen außerdem Füllwörter wie halt oder freilich, welche der Arbeit zum einen ihrer Neutralität und zum anderen aufgrund der dialektischen Natur ihrer internationalen oder zumindest nationalen Gültigkeit beraubt.

Eine Maßnahme zur Vermeidung von Füllwörtern ist es, den geschriebenen Text auf die oben genannten Wörter zu überprüfen (am besten mit der integrierten Suchfunktion im verwendeten Schreibprogramm) und die Sätze auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Sobald sie auch ohne die Füllwörter noch Sinn ergeben, können sie ersatzlos gestrichen oder durch wissenschaftliche Wörter ersetzt werden.

Möglichst objektiv bleiben

In wissenschaftlichen Arbeiten ist nur selten die eigene Meinung gefragt. Dementsprechend sind auch subjektive Wörter einem wissenschaftlichen Stil nicht zuträglich. Bei ich und man scheiden sich die Geister – einige Hochschulen oder Dozierende sehen die Formulierung in der Ich-Perspektive oder die Verwendung von man als unwissenschaftlich an, andere wiederum vertreten den Standpunkt, dass eine Vermeidung den Text unzugänglicher machen könnte und die Ich-Perspektive letztendlich nicht falsch ist, solange es nicht um Meinungen geht, sondern nur das Vorgehen sprachlich kennzeichnet oder auf die Wissenschaftler*innen verweist, die die Forschungen angestellt haben und die vorliegende Arbeit verfassen.

Definitiv zu vermeiden sind allerdings bewertende Adjektive wie schön, hässlich, gut, schlecht, einfach, schwer, wichtig oder unwichtig. Diese Bewertung liegt schließlich nicht bei den Verfassenden.

Nicht übertreiben

Superlative oder Hyperbeln vermitteln ebenfalls einen unwissenschaftlichen Eindruck, da sie zum einen nach einer Meinung klingen und damit nicht objektiv sind und selbst ungewöhnliche Forschungsergebnisse immer im Vergleich stehen und manchmal sogar messbar sind, sodass Wörter wie sehr, voll oder extrem obsolet werden.

Fazit

Auch bei wissenschaftlichen Arbeiten entwickelt jeder entlang der akademischen Laufbahn einen eigenen Stil – die Vermeidung von vagen Formulierungen, Füllwörtern, subjektiven Wörtern und Übertreibungen kann allerdings schon als Starthilfe bei der sprachlichen Gestaltung dienen.

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