Blindtext – der Zombie unter den Texten

Autoren, die schon mal mit einer Grafikabteilung zusammengearbeitet haben, haben den Begriff sicher schon mal aufgeschnappt. Und für alle, die sich nicht getraut haben, nachzufragen, was das ist, gibt es hier die Erklärung!

Blindtext – der Zombie unter den Texten
© Javier brosch
Erstellt von LAS-Redaktion vor 6 Jahren
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Brauchen Designer schnell einen Text, um mit ihrer Arbeit zu beginnen, greifen sie zu einem Blindtext. Blindtexte sind Platzhalter, die ungefähr so lang sind wie der fertige Text. Mit ihnen wird unter anderem geschaut, ob der Fluss des Textes in einer bestimmten Schrift gut funktioniert. Das ist zum Beispiel nötig, wenn das Manuskript zu deinem Buch noch nicht komplett ist, die Grafik aber schon anfangen möchte.

Damit die Designer nicht lange suchen müssen, haben sich über die Jahrhunderte verschiedene Blindtexte eingebürgert. Diese sind entweder bereits im Satzprogramm enthalten oder können online abgerufen werden.

Kommt vom Autor der fertige Text, fliegt der Blindtext raus! Ein Blindtext ist also eine Art Hansdampf in allen Gassen: Überall zu finden, aber nirgendwo so richtig sesshaft. Er ist aber auch nicht wirklich weg vom Fenster; Wenn er gebraucht wird, ist er zur Stelle. Damit hat ein Blindtext auch etwas von einem Zombie: Er wird immer wieder zum Leben erweckt.

Um Layouter und Designer nicht von ihren eigentlichen Aufgaben abzuhalten, sollte der Blindtext vor allem Text und weniger spannender Inhalt sein. Da Blindtexte hauptsächlich eine formale Aufgabe haben, können sie inhaltlich zwanglos sein.

Witzige Blindtexte

Einer der ersten Blindtexte ist das sogenannte Lorem Ipsum, mit dem Setzer bereits im 16. Jahrhundert arbeiteten. Es erscheint auf den ersten Blick als Latein, ist jedoch kein richtiges, sondern verdrehtes Latein. Lediglich einige Passagen lassen sich dem Text "De Finibus Bonorum et Malorum" von Cicero zuordnen. Bereits dieser Klassiker unter den Blindtexten ist also Spaß mit Worten. Der Anfang des Fragmentes von Lorem Ipsum sieht so aus:

  • Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisici elit, sed eiusmod tempor incidunt ut labore et dolore magna aliqua.

Pangramme als Blindtexte

Um den Fluss und Rhythmus einer Schrift gut beurteilen zu können, sollten Blindtexte auch alle Grundbuchstaben des Alphabetes enthalten. Dafür gibt es verschiedene Sätze, die alle Buchstaben enthalten, die sogenannten Pangramme. Einer davon ist:

  • Franz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Bayern.

Zwei weitere, die für die Fantasie der Erfinder sprechen, sind diese:

  • Sylvia wagt quick den Jux bei Pforzheim.
  • Fix Schwyz! quäkt Jürgen blöd vom Paß.

Storys in Blindtexten und Quellen für Blindtexte

Eine poetische Ausnahme ist der Blindtext Hinter den Wortbergen. Dieser erzählt tatsächlich eine kurze Geschichte. In dieser Story ist der Blindtext Lorem Ipsum selbst Protagonist, und es ist eine Reise zu ihm und zu den Gefahren durch Rechtschreibung, Grammatik und Kommata.

Layouter, Designer und Autoren, die sich mehr für die sprachlichen Feinheiten von Fußballtrainern interessieren, können auch Trappatonis Rede von 1998 verwenden. Diese und viele andere Vorlagen finden Blindtextfans im Blindtextgenerator.

Blindtexte sind aber auch in den meisten Schreibprogrammen enthalten. Bei Word kann er erzeugt werden, indem an die Stelle des zu erzeugenden Textes die Funktion =rand (X) eingegeben wird. Das X in der Klammer steht für die gewünschte Anzahl an Absätzen. Mit Enter bestätigt erzeugt Word einen Blindtext über Onlinevideos. Wer lieber den Blindtext mit Franz im Taxi haben möchte, nutzt die Funktion =rand.old (x).

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