Fluch oder Segen? Wann Anglizismen Sinn machen – oder Sinn ergeben

Nicht überall macht die Verwendung von englischen Wörtern in der deutschen Sprache Sinn – warum das ein Anglizismus ist, wie Lehnwörter ins Deutsche einfließen und wann man besser zweimal überlegen sollte, bevor man sie ge- und missbraucht, erfahrt ihr hier.
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Erstellt von LAS-Redaktion vor 5 Jahren

Jeder benutzt sie – bewusst oder unbewusst – weil die deutsche Sprache an ihre Grenzen stößt oder um schlichtweg cool zu sein. Und schon ist es passiert: Gibt es eigentlich eine deutsche Entsprechung für die allseits bekannte Coolness? Doch zunächst erscheint eine Abgrenzung sinnvoll: Was verbirgt sich hinter diesem Begriff, der eher wie eine Krankheit klingt und für manche auch sicher wie eine ist? Wo kommen Anglizismen vor und wo sind sie tatsächlich notwendig?

Anglizismen einfach erklärt

Ein Anglizismus beschreibt im Allgemeinen den Einfluss der englischen Sprache auf die deutsche oder andere nicht-englische Sprachen. Umgangssprachlich wird er auch gern Denglisch genannt. Sprache ist nicht in Stein gemeißelt, sie ist flexibel und ständig im Wandel. Die Veränderung der Sprache ist so alt wie die Menschheit selbst, Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen beeinflussen sich gegenseitig als einen natürlichen Vorgang der Kommunikation.

Im Zuge der Globalisierung und erst recht seitdem es das Internet gibt, findet diese Beeinflussung in besonderem Maße statt. Englisch ist die Weltsprache und viel mehr als nur Mittel der Kommunikation unter Völkern mit unterschiedlichen Muttersprachen. Heutzutage sind nahezu alle Lebensbereiche davon berührt.

Die Verwendung von Anglizismen hat durch die internationale Kommunikation über E-Mails, Chatprogramme und soziale Medien stark zugenommen. Doch nicht nur der internationale Einfluss, auch die Zeitersparnis, die durch die Verwendung von Abkürzungen und englischen Wörtern, die häufig viel kürzer als deutsche sind, sorgte für einen Siegeszug der Anglizismen. Nicht zuletzt streben gerade Jugendliche eine sprachliche Angleichung an eine Gruppe oder Szene an, die als eine Art sozialer Code fungiert. Auch in der Unternehmenskommunikation und dem Marketing sind Anglizismen häufig ein Zeichen für die (Neu-)Ausrichtung auf eine jüngere Zielgruppe.

Welche Arten von Anglizismen gibt es?

Am stärksten betroffen ist der Wortschatz, in den bestimmte Wörter übernommen werden und so in den alltäglichen Sprachgebrauch übergehen. Dies kann eine Erweiterung sein und eine Alternative zu einem vorhandenen Wort bieten oder Wörter nach und nach ersetzen. Aus diesem Grund fällt uns manchmal keine Alternative oder passendes Synonym mehr zu dem verwendeten englischen Wort ein. Darunter fällt zum Beispiel der Ausdruck cool, aber auch weniger auffällige Lehnwörter wie Shampoo oder Pullover sind mittlerweile so stark in der deutschen Alltagssprache integriert, dass man sie gar nicht mehr als solche identifizieren würde. Nicht nur Wörter, sondern auch Aussprache, Semantik oder Syntax, also die Satzstellung, können von Anglizismen betroffen sein. So ist der Ausdruck Sinn machen aus dem Englischen to make sense entlehnt – doch ergibt es wirklich Sinn, sie anstelle von vorhandenen Ausdrücken und Redewendungen zu gebrauchen?

Sinnvolle und unsinnige Verwendung

Ob und wann eine Verwendung von Anglizismen nun angebracht ist, darüber lässt sich bekanntlich streiten. Wenn der Bäcker an der Ecke anfängt, seinen “Kaffee zum Mitnehmen auch to go” anzubieten oder das “zeitliche Timing stimmt”, stimmt etwas anderes gar nicht mehr. Anders herum würde eine deutsche Übersetzung englischer Begriffe immer dann, wenn der Begriff seinen Ursprung auch im digitalen Raum hat, gestelzt klingen. Oder wann habt ihr das letzte Mal eine Selbstfotografie (Selfie) von euch geschossen oder ein Projekt über eine Schwarmfinanzierung (Crowdfunding) gestemmt?

Letztlich ist der Wandel der Sprache nicht aufzuhalten. Dennoch sollte man sich den Kontext, innerhalb dessen man einen Gebrauch von Anglizismen in Betracht zieht, immer vergegenwärtigen: Wenn die Hausarbeit nur so vor Lehnwörtern strotzt und den Sprachwandel nicht gerade zum Thema hat, ist dein Prof vielleicht nicht unbedingt okay damit.

Anglizismen können die Kommunikation erleichtern oder – gerade für ältere Generationen – erschweren. In jedem Fall aber sagen sie etwas über diejenigen aus, die sie verwenden, weshalb vor allem gilt: Choose wisely... oder einfach: Wählt weise.

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