Ghostwriter
Wer sich Texte schreiben lassen will, beauftragt damit einen Autoren oder Ghostwriter. Aber wofür steht der Begriff? Was zeichnet diesen Beruf aus und welche Aufgaben übernimmt er?
Was ist ein Ghostwriter?
Der neudeutsche Begriff Ghostwriter oder Geisterschreiber bezeichnet den eigentlichen Verfasser einer Arbeit, die jedoch anschließend unter einem anderen Namen erscheint. Seine Hauptaufgabe besteht im Schreiben von Texten, daher ist die Bezeichnung Autor durchaus passend. Die Bezeichnung bezieht sich dabei vor allem auf das Erstellen von Auftragstexten. Das bedeutet auch, dass der Schreiber seinen Stil entsprechend den Wfünschen des Kunden gestaltet.
Wo ist der Unterschied zwischen einem Plagiat und einem Ghostwritertext?
Ein Ghostwriter ist im Namen eines anderen als Autor tätig und bleibt dabei selbst anonym. Das bedeutet, dass er alle Arten von Texten schreibt. Er unterstützt Autoren beim Schreiben ihrer Bücher, übernimmt das Verfassen von Werbe- oder Unternehmenstexten oder entwirft für Privatpersonen Reden.
Gerade in der akademischen Welt beauftragen Akademiker Autoren, die ihnen beim Schreiben von Fachartikeln oder Fachbüchern helfen. Das Resultat solcher Aufträge ist dabei von einem einfachen Plagiat zu unterscheiden. Denn ein Plagiat bezeichnet einen Text oder Textteil, welcher eine ungekennzeichnete Übernahme fremder Gedanken oder Formulierungen enthält. Plagiate lassen sich mit Hilfe von Suchmaschinen in Sekundenschnelle entlarven, was in jüngster Vergangenheit bei einer Reihe von akademischen Dissertationen geschah. Ghostwriter hingegen liefern ein Unikat ab.
Warum wollen so viele Autoren Ghostwriter werden?
Für viele, deren große Leidenschaft das Schreiben ist, bietet das Ghostwriting eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Ghostwriter arbeiten in der Regel selbstständig von zu Hause aus oder einer für sie inspirierenden Umgebung. Dazu zählen Bibliotheken, schöne Cafés oder aber auch die eigenen vier Wände oder das eigene Büro. Autoren, denen das Verfassen von Hausarbeiten oder der Bachelorarbeit Spaß gemacht hat, denken darüber nach, sich in dieser Branche zu versuchen und wollen Ghostwriter werden. Professionell thematisch vielseitige Texte zu schreiben, bedeutet schließlich auch eine fortwährende geistige Entwicklung. Diese resultiert aus der thematischen Vielfalt oder dem wissenschaftlichen, werbenden, sachlichen oder literarischen Anspruch der Texte.
Mit der Selbstständigkeit kommt neben dem Schreiben auch die Pflicht, regelmäßig neue Auftraggeber zu finden. Die festen Arbeitsverträge bei einer Agentur oder einem Verlag sind umkämpft. Eine freie Mitarbeit bei einer Ghostwriting-Agentur ist die zweite Wahl. Denn diese verdient ihr Geld damit, Aufträge zu akquirieren und an Angestellte oder freie Geisterschreiber zu verteilen. Ein bedeutender Teil des „Kaufpreises“ geht an die Agentur als Vermittlungsgebühr und erreicht den eigentlichen Textverfasser nie. Dadurch entstehen auf der einen Seite unnötig hohe Preise für die Kunden. Auf der anderen Seite sind so viele qualifizierte Autoren dazu gezwungen, ihre Arbeit zu einem sehr niedrigen Stundensatz anzubieten.
Sind Ghostwriter nur dazu da, um zu schummeln?
Nein, das Ghostwriting hat einen festen Stellenwert in der Textbranche eingenommen. Tagtäglich kommen große Mengen an Texten in die Läden und werden online und im Druck publiziert. Angefangen bei Magazinen, Zeitschriften, Büchern bis hin zu wissenschaftlichen Publikationen. Der Bedarf nach fähigen Autoren in allen Sparten ist enorm. Wenn Ghostwriter gesucht werden, betrifft dies vor allem den Businessbereich. Hier sind freie Autoren gefragt, die das Schreiben von Texten übernehmen. Institutionen und Konzerne sind auf geschickte Autoren angewiesen, die Präsentationen und Berichte passend formulieren. Ganz zu schweigen von Zeitungen, die täglich Bedarf an neuen Artikeln haben und so die Möglichkeit haben, diese nach Bedarf einzukaufen. Insbesondere beim Anfertigen von wissenschaftlichen Gutachten sind akademische Geisterschreiber gerne gesehen. Ein akademischer Ghostwriter hat sich auf das Betreuen von wissenschaftlichen Texten spezialisiert. Diese Betreuung beinhaltet die Schreibberatung, Recherchen oder andere Unterstützung. Nicht nur Unternehmen oder Konzerne, auch Akademiker holen sich erfahrene Vielschreiber als Co-Autoren an ihre Seite für Fachartikel oder Abhandlungen.
Heute kommt kaum noch eine Biografie oder Lebensgeschichte in den Handel, ohne dass ein Ghostwriter oder gleich ein ganzes Team von freien Autoren daran gearbeitet hätte. Generell ist Ghostwriting als solches auch für Privatpersonen interessant, die einen Text verfassen und einfach keinen passenden Anfang finden. Ein verfasster Text kann dabei als Vorlage dienen, um sich einen Überblick zu schaffen, wie ein bestimmtes Thema anzugehen ist. Erfahrene Texter helfen so bei der Rede zur Hochzeit, zum Jahrestag oder zu einem sonstigen besonderen Anlass.
Ist der Ghostwriter Beruf "schwer"?
Beim Beruf Ghostwriter motiviert die Aussicht, sich die Arbeitszeit und den Arbeitsort frei auszusuchen. Dazu ist es verlockend die Chance zu haben, sich immer wieder in diverse Themenbereiche einzuarbeiten. In Zeiten, in denen Laptops Laufzeiten von zehn Stunden aufweisen, gibt es kaum einen Ort, der sich nicht für einen Arbeitstag herrichten lässt.
Doch das professionelle Ghostwriting weicht von dem privaten Schreiben deutlich ab. Selbst wer Spaß am Schreiben hat, erkennt schnell den Unterschied, wenn durch die näher rückende Deadline das Schreiben vom Spaß- zum Stressfaktor wird. Als Ghostwriter ist darüber hinaus eine außerordentliche Distanz zum geschriebenen Wort selbstverständlich. Zum einen gilt es, eine Arbeit abzuliefern, die dem Auftraggeber gefällt, was unter Umständen von der eigenen Vorstellung abweichen kann. Zum anderen akzeptieren die anonymen Autoren, dass die Kunden den Ruhm für die gelieferte Arbeit ernten.
Ghostwriter benötigen eine strukturierte Arbeitsweise, eine schnelle Auffassungsgabe und einen zügigen und trotzdem sorgfältigen Schreibstil. Ist dies nicht der Fall, werden sich schon kleinere Arbeiten ewig in die Länge ziehen und den Stundensatz tief in den Keller ziehen. Hinzu kommen Fähigkeiten wie die Selbstdisziplin, selbstständig Fristen und Termine einzuhalten und sich aus eigenem Antrieb heraus zu motivieren.
Für Studenten besteht die Möglichkeit, relativ einfach in die Welt des Ghostwritings einen Einblick zu gewinnen, indem sie bei entsprechenden Agenturen anfragen. Oder noch einfacher: sich gleich auf Lass-andere-schreiben.de als Experte bewerben. Erste Erfahrungen sind im besten Fall jedoch bereits während des Studiums nachweisbar, etwa durch die eigenen Seminararbeiten oder die Bachelorarbeit. Ohne akademischen Hintergrund wird es schon etwas schwieriger.
Für den, der sich für die Thematik interessiert, lohnt es sich, die angegebenen Quellen und Links anzuschauen.
Quellen und nützliche Links:
Dorner, Carola (2014); Schreiben und Klappe halten, www.spiegel.de/karriere/eine-ghostwriterin-erzaehlt-von-ihrer-arbeit-als-geheime-autorin-a-946281.html
G. Heimnis (2009); Academic Ghostwriting, Books on Demand GmbH
Heimnis, G. (2009); Doktortitel: Geheimreport, Books on Demand
Schweitzer, Eric (2013); Als ich einmal Ghostwriter war, www.faz.net/aktuell/beruf-chance/doktorarbeiten-als-ich-einmal-ghostwriter-war-12054417.html
Gras, Anna (2009); Pfusch in der Grauzone, www.taz.de/!38179/
Frisse, Juliane (2011); Geschäfte der Ghostwriter: Von Geisterhand verfasst, www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/geschaefte-der-ghostwriter-von-geisterhand-verfasst-a-747608.html