Abstract/ Auszug Masterarbeit: Das politische Interview im TV vs. das politische Interview auf YouTube. Ein konversationsanalytischer Vergleich.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den grundlegenden Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen einem politischen Interview im Fernsehen und einem politischen Interview im Netz auf der Videoplattform YouTube. Dabei geht sie der Frage nach, inwiefern sich das „doing politisches Interview“ im Fernsehen vom „doing politisches Interview auf YouTube“ unterschiedet.
Grundlage für die Analyse ist die Konversationsanalyse zweier Interviewbeispiele.
Zum einen wird das eher klassische ARDSommerinterview analysiert und zum anderen das noch sehr junge und auf den ersten Blick eher innovativ wirkende Format Jung& Naiv auf YouTube. Beide Interviews begrüßen dabei den gleichen Gast: den ehemaligen SPD- Politiker und Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück. Die Interviews finden zu einem sehr spannenden und interessanten Zeitpunkt im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Medien und Politik statt: im Wahlkampf, einige Wochen vor der tatsächlichen Wahl im Herbst 2013.
Die Analyse beider Interviews hat gezeigt, dass sich das „doing politisches Interview“ im Fernsehen vom „doing politisches Interview auf YouTube“ in erster Linie in dem Verständnis und der daraus folgenden Ausführung der verschiedenen Charakteristiken politischer Interviews unterscheidet. Beide Interviews orientieren sich zwar sehr stark an den ritualisierten Handlungsmaximen, setzen diese jedoch unterschiedlich um. Während sich das ARD- Sommerinterview sehr strikt an die Maximen hält, werden eben diese im Jung& Naiv Interview oftmals aufgelockert oder neu interpretiert. So wird sowohl der Gesprächseinstieg, als auch Gesprächsausstieg sehr viel flexibler gestaltet und auch die Neutralität der beteiligten Journalisten ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Die größten Unterschiede lassen sich eindeutig in der verwendeten Sprache fetstellen. Während sich der politische Gast Peer Steinbrück in beiden Interviews oftmals eher untypisch und ungewohnt locker für einen Politiker ausdrückt, so halten sich die beiden Moderatoren im ARDSommerinterview sehr an bewehrte sprachliche Formulierungen. Dabei nutzten sie viele fachspezifische Begriffe, die im Anschluss nicht näher erläutert und somit offenbar bei den Zuschauern und ZuschauerInnen als bekannt.