Artikel Verfassungspatriotismus (Auszug)

Das Konzept des Verfassungspatriotismus

Das Konzept des Verfassungspatriotismus wurde von Dolf Sternberger geprägt, um im Nachkriegsdeutschland eine Alternative zu einem völkisch begründeten Nationalismus anzubieten. Die Verfassung als identitätsstiftende Grundlage und die damit verbundene Loyalität zu bürgerlicher Freiheit sowie den demokratischen Grundwerten wäre somit nicht nur eine rechtliche Grundordnung sondern eine Wertgrundlage für Staat und Gesellschaft.

Erstellt von Lektorin vor 8 Jahren
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Von Jürgen Habermas wurde das Konzept in den 1980er Jahren in abgewandelter Form vertreten. Bei ihm trat die Idee einer postnationalen, politischen Idee in den Vordergrund, die sich aus den universalistischen Verfassungsprinzipien speisen sollte. Dies sah er als möglichen normativen Rahmen in einer Gesellschaft mit wachsender ethnischer Heterogenisierung bei gleichzeitigen Individualisierungstendenzen.

Für Habermas kann das Konzept des Verfassungspatriotismus eine politische Identität stiften, die nicht von der Mehrheitskultur bestimmt wird und somit auch für die kulturell heterogene Europäische Union sinnvoll wäre. Habermas vertritt die Position, dass die EU weniger ein „Europa der Vaterländer“ sein sollte, sondern sich stattdessen eine europäische Identität herausbilden müsse. Hierfür sieht er die Chance in einer europäischen Verfassung, die als Instrument supranationaler Integration dienen könne.

Eine derartige gemeinsame politische Kultur steht nicht zwangsläufig im Widerspruch zu nationalen Kulturen und Traditionen, sodass die Multikulturalität der EU erhalten werden könnte und die Identifikation der Bürger_innen mit der EU keine kulturelle Homogenisierung voraussetzt. Vielmehr könnte die Verfassung als Einheit in der Vielfalt verstanden werden. [...]

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