Auszug aus Amnesya (Roman)

Die fernen Sterne funkelten durch das dunkle, dichte Geäst des durstenden Stechlaubwaldes und erhellten die nächtliche Finsternis hier und da etwas.

Eine frische Brise, die vom Norden heran wehte, fuhr säuselnd durchs raschelnde Laub und ließ alle Lebewesen des Waldes erleichtert aufatmen. Die Birken, die Eichen, die Linden, die Buchen und all die anderen Bäume reckten und streckten ihre Zweige gleich langen Fangarmen dem süßen Wind entgegen, als wollten sie nach ihm greifen, ihn fangen und verschlingen.

Ein weiterer heißer-ja, mörderisch heißer Tag ging in den Landen Arwons vorüber. Seit Monaten nun schon hatte eine erbarmungslose Hitzewelle das Land heimgesucht und wollte einfach nicht enden. Tag für Tag wurde es schlimmer und schlimmer. Regen schien den Bewohnern Arwons in dieser Zeit wie ein ferner Traum aus einem längst vergessenen Zeitalter, der niemals wiederkehren sollte. Der staubige, starre Boden ächzte und stöhnte wie ein geschundenes Tier, die einst fröhlich dahinplätschernden Bäche und Flüsse entschwanden mit jedem verstrichenen Tag mehr und ließen nichts als gewaltige, wüste Schlammmulden zurück.

Doch nun, da endlich die erlösende Nacht angebrochen war, legte sich ein sanfter Schleier des Erbarmens über die Durstenden und verschaffte ihnen, wenn auch nur für einige kurze Zeit, etwas Erleichterung in ihren Qualen. Ja, diese Tageszeit gehörte ganz und gar den Wald- und Steppenbewohnern, und ehe man sich versah, wimmelte es überall von wildem Getier, ob am Boden, auf den Bäumen oder in der Luft, alle schienen sie gekommen um sich an der angenehmen Kühle zu laben.