Auzug aus Dissertation (2011): Fallstudie zur Nutzungsbedeutung von WebMapping-Anwendungen innerhalb eines Webportals - eine empirische Untersuchung eines Open Source Gastronomieportals für die Stadt Osnabrück. Dissertation. Universität Osnabrück, Fachber

Behncke, K. (2011): Fallstudie zur Nutzungsbedeutung von WebMapping-Anwendungen innerhalb eines Webportals - eine empirische Untersuchung eines Open Source Gastronomieportals für die Stadt Osnabrück. Dissertation. Universität Osnabrück, Fachbereich Mathematik/Informatik, S. 5-8

Erstellt von DoktorKai vor 9 Jahren
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2.1 Open Source Software

Das Prinzip von freier, quelloffener Software, bekannt als Freie Software bzw. Open Source ist im Wesentlichen in den 1980er Jahren entstanden (Seel, Kraft 2008). Als Initiator Freier Software gilt allgemeinhin Richard Stallmann, welcher 1983 das Projekt GNU (GNU is Not Unix) mit dem Ziel ins Leben rief, ein freies Betriebssystem zu entwickeln. Durch den Austausch von Wissen verschiedener Anwender und Entwickler sollte Quellcode entwickelt bzw. an unterschiedliche Bedürfnisse angepasst werden. Für die Entwicklung des freien Systems soll es ein Schlüsselerlebnis gegeben haben. Ein Laserdrucker am Arbeitsplatz von Stallmann funktionierte zuweilen nicht richtig. Um das Problem zu lösen, kontaktierte er die Firma Xerox mit der Bitte nach Herausgabe des Quellcodes, erhielt jedoch keine Erlaubnis, diesen zu ändern. Als Resultat dessen überlegte er sich, wie man eine Zusammenarbeit in diesem Bereich verbessern könnte. Als Grundlage dafür entstand ein Betriebssystem basierend auf Freier Software (Feller, Fitzgerald 2002). 1985 gründete Stallmann die Free Software Foundation (FSF), welche ein Lizenzsystem entwickelte, um in Bezug auf Software das Urheberrecht zu sichern und zugleich die Freiheit der Software zu garantieren.

Laut der FSF definiert sich Freie Software durch die Gewährleistung der folgenden vier Freiheiten (FSF-Weblink, 2.2.2011):

+ Freiheit der unbegrenzten Nutzung für jeden Zweck + Freiheit des Studiums der Funktionsweise der Software + Freiheit der Weitergabe der Software auch durch Kopie + Freiheit der Veränderung der Software und der Weitergabe der Veränderungen

1991 veröffentlichte der finnische Student Linus Torvald einen Prototypen eines an Unix angelehnten Betriebssystems namens Linux. Dieser Prototyp wurde im Internet vorgestellt und diverse Diskussionen und Verbesserungsvorschläge folgten.
Im Jahre 1998 propagierte die Open Source Initiative (OSI) erstmals den Begriff "Open Source". Ziel war es, Missverständnisse zu umgehen (Feller, Fitzgerald 2002). Die Assoziation "umsonst" sollte vermieden und eher durch "Offen für alles" ersetzt werden. Der Begriff "Freie Software" zog vielfach Missverständnisse und Schwierigkeiten nach sich; so wurde irrtümlicherweise gemutmaßt, diese Software sei grundsätzlich unkommerziell. Tatsächlich wird Freie Software in hohem Maße zu kommerziellen Zwecken genutzt. Zudem nahmen Wirtschaftsvertreter den Begriff "Freie Software" oftmals mit großem Argwohn auf.

""Free" ist nicht nur zweideutig (Freibier und Freie Rede), sondern offensichtlich war es in The Land of the Free zu einem unanständigen, konfrontationellen, irgendwie kommunistisch klingenden four-letter word geworden" (Grassmuck 2002). Während der Begriff "Freie Software" auch gesellschaftspolitische Aspekte wie Freiheit und Gemeinschaft stärker hervorhob, geht es bei dem Begriff "Open Source" eher um eine pragmatische, technische Herangehensweise, um Nützlichkeit, Effizienz und Zuverlässigkeit der Software zu betonen (vgl. Grassmuck 2002; Reiter 2004; Behncke 2006; Prokop 2010). Praktisch gibt es aber kaum Unterschiede zwischen Freier Software und Open Source Software; die meisten Softwareprojekte fallen unter beide Definitionen oder unter keine von beiden (Möller 2005, Wichmann 2005). Mundhenke (2007) schreibt: "Die Unterscheidung zwischen Freier Software und Open Source Software ist ökonomisch und rechtlich nicht bedeutsam, beide Begriffe stimmen inhaltlich weitgehend überein [...]. In der Praxis hat sich der Terminus Open-Source-Software weitgehend durchgesetzt". Im Folgenden sollen diese Begriffe synonym verwendet werden (vgl. auch Prokop 2010). Unter Open Source Software soll jene Software verstanden werden, welche explizit der Definition der Open Source Initiative (OSI) entspricht. Das bedeutet im Wesentlichen folgendes (OSI-Weblink, 7.2.2011):

+ Die verwendete Softwarelizenz muss es erlauben, Software ohne Beschränkung weiterzugeben oder zu verkaufen
+ Die verwendete Softwarelizenz muss es erlauben, den Quellcode ändern zu dürfen und auf der Software basierende Werke weiterzugeben
+ Die Software muss als Quellcode weitergegeben werden können
+ Für die Software darf es keinerlei Nutzungsbeschränkungen oder Einschränkungen der Anwendungsbereiche geben + Keine Personen oder Personengruppen dürfen durch die Software diskriminiert werden

Open Source Software hat mittlerweile in unterschiedlichen Anwendungsbereichen Einzug gehalten. Das Konzept hat sich etabliert und viele Entscheidungsträger in Wirtschaft oder Verwaltung haben sich längst für den Einsatz von Open Source Software entschieden. "Etwa zur Jahrtausendwende ist die Bedeutung von Open Source Software und dem verwandten Konzept offener Standards auch in der Ökonomie und in der Politik erkannt worden" (Mundhenke 2007). Maaß (2008) schreibt: "In den vergangenen Jahren hat Open-Source-Software (OSS) eine große Resonanz in der Wirtschaft hervorgerufen. Das liegt unter anderem daran, dass diese Art von Software in vielen Bereichen als besonders leistungsstark und qualitativ hochwertig gilt." Nachfolgend werden wesentliche Gründe für den großen Erfolg vieler Open Source Projekte dargestellt.

2.1.1 Entwicklungs- und Anpassungsmöglichkeiten

Die Tatsache, dass der Quellcode von Open Source Software offen einsehbar ist und der Allgemeinheit zur Verfügung steht, macht es möglich, eigene Ideen und Vorstellungen in eine vorhandene Software zu integrieren. Eine Voraussetzung dafür ist, dass das Know-how zur adäquaten Änderung des Quellcodes vorliegt (Christl, Trakas 2004). Der Quellcode bzw. die Software erhält dadurch im Optimalfall eine ungeheure Dynamik, da permanent neue Funktionalitäten diskutiert bzw. umgesetzt werden. "Der freie Zugang zum Quellcode als Verdeutlichung der Nichtausschließung macht es nämlich generell möglich, ein Programm an eigene Bedürfnisse anzupassen. Änderungen können für andere sofort verfügbar gemacht und von diesen ebenfalls benutzt, auf ihre Eignung und Fehlerfreiheit überprüft und ihrerseits wieder ergänzt, verbessert und weiteren Anwendern verfügbar gemacht werden" (Mundhenke 2007). Freie Software wird nicht nur in einer sehr offenen sondern auch sehr direkten Art und Weise entwickelt. Sie "fördert eine pragmatische Querkommunikation zwischen den Beteiligten. So kann der erfahrene Benutzer u.U. direkt in einem Forum mit dem Entwickler Kontakt aufnehmen, ohne einen Umweg über die Marketingabteilung machen zu müssen" (Reiter 2004).
Zu betonen ist, dass es bei Softwareentwicklung nicht allein um das Coding, also die Erstellung von Quellcode, geht. Es ist ebenfalls wichtig, Entwicklern ein Feedback zur Nutzerfreundlichkeit von Software zu geben sowie Verbesserungsvorschläge oder auch Funktionswünsche einzubringen. Eine hohe Bedeutung hat außerdem die Erstellung von Anleitungen und Dokumentationen zu spezifischen Softwareprodukten. "Das Schreiben von Dokumentationen ist bei vielen Programmierern leider sehr unbeliebt, und Personen, die sich ausschließlich um das Schreiben und die Verbesserung von Dokumentationen kümmern, gibt es viel zu wenige" (Prokop 2010). Hier können auch Personen einen Beitrag leisten, welche über keine oder geringe Programmierkenntnisse verfügen. Die offenen Entwicklungs- und Diskussionsstrukturen, die Offenheit des Quellcodes und die Möglichkeiten der Veränderung und Weitergabe machen es möglich, dass sich eine Vielzahl von Menschen an einem Projekt beteiligen. "Open-Source-Software wird von einer prinzipiell unbegrenzt großen, weltweiten Community entwickelt, die sich selbst koordiniert und deren Mitglieder über das Internet, Mailinglisten, Newsgroups, Projekt-Webseiten, Wikis - miteinander kommunizieren" (Mundhenke 2007). Dieses ist ein großer Vorteil gegenüber im Zweifelsfalle hierarchisch organisierter proprietärer Software, welche gegebenenfalls nur von einem kleinen Entwicklerteam programmiert wird. Jansen und Adams (2010) heben hervor: "In Proprietäres kann man nicht hineinschauen, man kann es nur nutzen, wie es vorliegt; Einuss auf die zugrundeliegenden Technologien und Komponenten hat man nicht."

Neben der Offenheit des Quellcodes stellt auch das Web wesentliche Voraussetzung für eine gemeinsame und offene Entwicklung dar. "Key ingredients of collaborative programming - swapping code, updating instantly, recruiting globally
- didn't work on a large scale until the Web was woven. Then software became something you could join, either as a beta tester or as a coder on an open source project. The clever view source browser option let the average Web surfer in on the act" (Kelly 2005). Dieses bedeutet, dass die Entwicklung eines Open Source Projektes bestenfalls nie schläft. Wenn es sich um eine global entwickelte Software handelt, dann ist davon auszugehen, dass es nahezu permanent jemanden
auf dem Erdball gibt, welcher die Software ausbaut, Fehler ausmerzt oder sich neue Funktionalitäten überlegt.

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