Beispielhafter Auszug meiner Arbeit
Erstellt von Samura vor 11 Jahren
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...Die Frage nach den Geschlechterunterschieden ist genauso alt wie aktuell.
Obwohl sich bereits Generationen von Philosophen und Wissenschaftlern mit der Verschiedenheit von
Männern und Frauen beschäftigt haben, gibt es immer noch keine einheitliche Antwort auf die Frage, ob diese Differenzen tatsächlich existieren und naturgegeben sind, oder ob sie nicht vielmehr eine Illusion darstellen und lediglich durch die Sozialisation in unserer Gesellschaft aufrechterhalten werden. Dabei scheint eine Seite – Anhänger des Sozialkonstruktivismus, die häufig auchFeministen sind – vordergründig politische Interessen, wie z.B. die Gleichstellung von Männern und Frauen zu verfolgen. Sie glauben, ihr Ziel nur erreichen zu können, indem sie naturgegebene Unterschiede zwischen Männern und Frauen größtenteils negieren und auf rein gesellschaftliche Ursachen zurückführen. Auf der anderen Seite postulieren Evolutionspsychologen, dass sehr wohl biologische Differenzen bestehen. Diese angeborenen geschlechtsspezifischen Unterschiede dürften indes nicht zu dem naturalistischen Fehlschluss (Moore, 1903) führen, dass alles Natürliche auch als gut, richtig und unabänderlich betrachtet werden sollte.
Um eine Antwort auf die Frage nach den Ursachen der wahrgenommenen Geschlechterunterschiede –
insbesondere im Hinblick auf kooperatives Verhalten – finden zu können, beschäftigt sich die Arbeit zunächst mit den grundlegenden
Annahmen der Evolutionstheorie. So wird geklärt, warum es evolutionspsychologisch durchaus adaptiv sein
kann, dass Männer und Frauen unterschiedliche soziale Verhaltensweisen entwickelt haben,obwohl sie sich im Großen und Ganzen mit ähnlichen Problemen im Kampf ums Überleben auseinandersetzen mussten. Außerdem istzu klären, wie kooperatives Verhalten in einer Welt entstehen konnte, in der es zunächst am sinnvollsten erscheint, egoistisch zu handeln,
um das eigene Überleben zu sichern. Auf der anderen Seite bietet die Sozialisation ein alternatives Erklärungsmodell, wie
es durch das Erlernen sozialer Rollen und Identitäten zu den unterschiedlichenVerhaltensweisen von Männern und Frauen kommen kann, ohne dass hierfür biologische Unterschiede verantwortlich sind. So kann man heute beobachten, dass durch die
Veränderung (vor allem) des weiblichen Rollenbildes Veränderungen des Verhaltens vonFrauen möglich geworden sind, die vor einigen Jahren noch als undenkbar galten.
Beispielsweise ist der Frauenfußball inzwischen gesellschaftsfähig geworden, obwohl seine Ausübung vom Deutschen Fußballbund erst 1970akzeptiert wurde. Sepp Herberger, damaliger Chef der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, urteilte am 30. Juli 1955: „Fußball ist keine Sportart, die für Frauen geeignet ist; eben schon deshalb, weil er ein Kampfsport ist.“ Dieses hier beispielhaft von Herberger demonstrierte „Schubladendenken“ führt unter anderem dazu, dass die meisten Menschen, mit denen sich die Autorin über das Thema dieser Arbeit unterhielt, spontan antworteten: „Das ist doch ganz einfach: Frauen sind kooperativer und Männer eher wettbewerbsorientiert.“ Es wird sich allerdings zeigen, dass diese scheinbar einfache Frage, ob eines der beiden Geschlechter im Durchschnitt kooperativer ist als das andere, nur schwer zu beantworten ist. Deshalb werden in dieser Arbeit Studien mit verschiedenen Motivations- und Sozialstrukturen vorgestellt, da beide Theorien vermuten, dass diese Strukturen dasprosoziale Verhalten von Männern und Frauen auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Diese Studien sollen außerdem Aufschluss darüber geben, ob die Evolutionspsychologie oder der Sozialkonstruktivismus die gefundenen Geschlechterunterschiede besser erklären kann, oder ob weder die eine noch die andere Theorie ohne die jeweils andere auskommt. ...
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