Das Bild der Mutter
Die Gesellschaft hat ein festes Bild von einer Mutter: Anfangen soll das Leben mit einer natürlichen, selbstbestimmten Geburt. Selbstbestimmung ist das Stichwort! Der zu bevorzugende Ort des Geschehens ist kein Krankenhaus (das sei alles so technisiert und die Selbstbestimmtheit gehe flöten), sondern ein Geburtshaus mit orangefarbenen Wänden in Schwammtechnik, Duftkerzen und Wandbehängen oder gar noch besser zuhause in der eigenen Badewanne.
Selbstbestimmt. Schließlich sei die Geburt ein natürlicher Vorgang, der nicht gestört werden solle und die Schmerzen müsse die werdende Mutter ohne PDA ertragen, damit sie merke, wann sie pressen muss. Weiterhin und zweifellos das Beste für das Kind: Stillen. Eine Mutter, die sich zwei Tabletten zum Abstillen verabreichen lasse, sei per se keine Mutter, sondern eine egoistische Kuh, die nur an sich denke und ihrem Kind nicht gebe, was es brauche. Eine Mutter, die allerdings zu lange stillt (also nach dem ersten Geburtstag noch) sei pervers und ekelhaft, habe ein psychisches Problem und könne sich nicht von dem Kind lösen. Das Kind wolle ja ab dem 365. Tag nach seiner Geburt gar keine Muttermilch mehr haben. Deshalb, so die gesellschaftliche Stimme, solle abgestillt werden. Stichwort: Selbstbestimmung.