Die Bedeutung des Spiels für die Entwicklung des Kindes

Spielen ist die wohl gesündeste Aktivität, die ein Kind ergreifen kann. Und es scheint, als ob Kinder immer und überall spielen könnten. Denn Spielen ist nicht einfach nur ein Zeitvertreib, sondern laut Dr. Krenz[1] ist das Spiel der Beruf des Kindes - immerhin ist es während des Spiels, das ein Kind seine Kompetenzen erwirbt.

Erstellt von Ghostwriter0815 vor 9 Jahren
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Trotzdem sollte man nicht außer Acht lassen, dass genau diese Aussage umstritten ist, denn laut Pausewang[2] darf Spiel nicht als die Arbeit des Kindes angesehen werden - selbst wenn es für das Kind anstrengend ist. Eine Abgrenzung zwischen Spiel und Arbeit muss deutlich bleiben, da es bei der Arbeit mehr um das Ergebnis und um die Leistung geht. Und auch wenn es beim Spiel oft um ein Ergebnis geht, stehen hier immer noch der Spielreiz und der Spaß im Vordergrund. Und dennoch darf Spielen nicht einfach nur als eine Freizeitbeschäftigung angesehen werden. Dafür ist die Bedeutung des Spielens für eine gesunde physische, psychische und soziale Entwicklung des Kindes zu ausschlaggebend.

Hierbei ist man sich einig, nämlich dass Spielen und Lernen in einem direkten Zusammenhang stehen. Sie bilden eine Einigkeit, denn Kinder lernen durch Spielen[1]. Es wird sogar deutlich, dass Kinder beim Spielen lernen wollen und daher spielen sie auch ganz bestimmte Spiele, weil sie eben dadurch lernen[2].

Kinder lernen auf ganz unterschiedlichen Arten: Sie ahmen nach, sie probieren aus, sie experimentieren, sie wiederholen, sie üben, sie stellen Fragen und suchen nach Antworten, sie erzählen und hören zu, sie wollen entdecken und sie forschen[3]. Sie möchten ganz genau wissen, wie etwas funktioniert und, ob es ihnen schließlich gelingt. Sie können genau dieselbe Sache immer und immer wieder machen. Fritz spricht hier von einer Vergleichbarkeit mit „dem Mechanismus des Wiederholungszwanges.“[4] Auch haben diese Wieder-holungen eine Art Ritualcharakter, wie Weltzien, Prinz und Fischer bemerken.[5]

Während des Spiels geht es vermehrt um eine aktive Tätigkeit, die sich aus den unterschiedlichsten Lernmöglichkeiten zusammensetzt. Dabei macht das Kind seine eigenen Erfahrungen und wird in seinem Handeln sowie in seinen gedanklichen Annahmen bestätigt. Auf diese Art und Weise ist es, dass Kinder ihre Sichtweisen und Einstellungen entdecken, um ihre Fähigkeiten und Kompetenzen aufzubauen. Daher heißt es, dass Spielen einen bedeutenden Einfluss auf das kindliche Lernpotential hat sowie auf alle Bereiche der kindlichen Entwicklung. Denn hier ist es, dass Kinder elementare Voraus-setzungen für ihre gesamte Bildungslaufbahn erwerben: Konzentrations-fähigkeit, Kreativität und Selbst­ständigkeit. Indem sie etwas bauen oder konstruieren werden ihr Abstraktionsvermögen und ihr logisches Denken gefordert, so wie auch beispielsweise mathematische Fähigkeiten beim Kaufladenspielen entwickelt werden.

Während des Spiels lernen Kinder mit allen Sinnen - das heißt, sie nehmen mit allen ihren Sinnen wahr: Sie hören, sehen, riechen, schmecken, tasten, spüren den eigenen Körper und bewegen sich mit ihrem Körper. Mit allen Sinnen wahrzunehmen ist für Kinder besonders wichtig, damit sie sich körperlich, geistig und emotional gesund entwickeln.

Im Spielen ist es auch, dass Kinder ihre Identität und ihre Persönlichkeit weiter-entwickeln. Sie erwerben Wissen über ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten, aber auch über ihre eigenen Grenzen. Die Sprache, das soziale Miteinander, aber auch Regeln, helfen den Kindern dabei, zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten. Selbst wenn Konflikte auftreten, können diese im Spiel unterschiedlich behandelt und erprobt werden.[6]

Fritz deutet darauf hin, dass das Spiel „eine Fülle von Befriedigungen des Luststrebens möglich macht (z.B. Übernahme attraktiver Rollen wie Vater und Mutter…)“ (…) aber es kann auch „Unangenehmes und Spannungsvolles enthalten (z.B. Arztbesuch, körperliche Strafen, Reise der Mutter).“ (…) Das Spiel beruht sich auf die Erlebnisse des Kindes, welches diese im Spiel verarbeitet[7] Pausewang gibt hierzu ein konkretes Beispiel: „Um Konflikte und Einschränkungen, die das Kind in der Realität verkraften musste, zu verstehen und zu verarbeiten, muss es sie nachspielen dürfen, etwa im Rollenspiel oder durch den Bau eines Turmes, den es umwirft und wieder neu erstellt.“[8] Weiter weist Pausewang darauf hin, das Kinder im Spiel bestimmte Verhaltensweisen ausprobieren können. Denn selbst weniger schöne Situationen haben im Spiel nicht die Folgen, die sie in der Realität haben würden. Fritz verdeutlicht: „Das Spiel verlockt das Kind, sich mit der äußeren Realität auseinanderzusetzen und sie sich anzueignen. Das Kind kann die äußere Wirklichkeit nicht real erleben, wenn es ihm nicht gelingt, sie mit Hilfe der Spiels nachzuerschaffen und nachzuempfinden.“[9]
Solch zahlreiche Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für das spätere Leben wichtig sind, entstehen aus den eben erwähnten Spielerfahrungen. Erst, wenn das Kind sozusagen ‚ausgelernt’ hat - also wenn die Tätigkeit keinen Lernreiz mehr bietet oder, wenn etwas keinen Spaß mehr macht - erst dann hört das Kind mit dem Spiel auf.[10]

[1] Höke, Julia: Die Bedeutung des Spiels für die kognitive Entwicklung (2011), in: KiTa Fachtexte,

[2] Ebd., S. 13

[3] Höke, J.: Die Bedeutung des Spiels für die kognitive Entwicklung,

[4] Jürgen Fritz, Theorie und Pädagogik des Spiels, Weinheim und München 1993, S. 22

[5] [5] Weltzien, Prinz, Fischer: Spiel und kindliche Entwicklung, S. 10

[6] [6] Weltzien, Prinz, Fischer: Spiel und kindliche Entwicklung, S. 6

[7] Fritz, Theorie und Pädagogik des Spiels, S. 21

[8] Pausewang, Dem Spielen Raum geben, S. 11 ff.

[9] Fritz, Theorie und Pädagogik des Spiels, S. 35

[10] Pausewang, Dem Spielen Raum geben, S. 13

[1] Dr. Armin Krenz: Das Spiel ist der Beruf des Kindes: das kindliche Spiel als Grundlage der Persönlichkeits- und Lernentwicklung von Kindern im Kindergartenalter

[2] Pausewang, Dem Spielen Raum geben, S. 10

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