Die Boehroms

Auszug aus dem Roman:

Kapitel 1

Abschied von Lalalein

Am Grab gab sich die Wiener haute volée ein Stelldichein.

Erstellt von literoec vor 9 Jahren
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Betroffen stand Klaus Maria Brandauer etwas abseits. Rummel war ihm seit jeher zuwider. Pascal gesellte sich an seiner Seite; er war wohl der einzige, der nicht in tiefe Trauer versunken war. Für sein Elend machte er Lalalein, wie man sie allenthalben nannte, in erster Linie verantwortlich. Sein düsterer Blick verharrte für einen Augenblick auf Erich von Baumbach, den er als eigentlichen Drahtzieher der Machenschaften gegen ihn titulierte. Wieder einmal war er leer ausgegangen, während seine Verwandtschaft als selbstbewusste Milliardäre die Szene beherrschte. Der Geldadel hatte sich versammelt und gab eines der seltenen Stelldicheins in diesem Ausmass. Da Lalalein Getöse verhasst war, hatte man in ihrem Sinne sämtliche Medien ausgeschlossen. Pascal war sich bewusst, dass Lalalein als seine Stiefmutter, nicht juristisch verpflichtet war, ihm einen Erbteil zukommen zu lassen, doch insgeheim hatte er gehofft, dass doch ein paar Millionen für ihn abfallen würden. Obschon sie die Mutterrolle für ihn und ihre Geschwister angenommen hatte, spielte sie nie mit dem Gedanken einer Adoption. Die Masse strömte auseinander, als der letzte Segen gesprochen war. Pascal schloss sich dem Zug an und blieb vorerst schweigend. Erst nach ein paar Gläsern im Rahmen des Trauermales lockert sich sein oft vorlautes und beleidigendes Maulwerk.

Kapitel 2

Die Geburt

Genau um die Mittagszeit gebar Constanze ihren Letztgeborenen, Pascal Christian. Er begrüßte die Welt wie die meisten Erdenbürger mit einem Schrei. Die Schwangerschaft war wie die drei vorangegangenen ohne große Probleme verlaufen. Ab und an musste sie sich hinlegen, weil sie sich so erschöpft gefühlt hatte, und manchmal bekam ihr die eine oder andere Speise nicht. Sie litt jedoch wenig unter dem sich rundenden Körper und dem durchgeschüttelten Hormonhaushalt. Pascal hatte das Glück, in eine Familie hineingeboren zu werden, die mit reichlichen materiellen Mitteln ausgestattet war. Constanze stammte aus dem Familienclan, der als einziger noch zu hundert Prozent einen Pharmakonzern besaß, der in der Topliste der größten Unternehmen der Branche gelistet war. Dem Vater des Sprosses, der von vielen Erom (Ernst Roland Märki) gerufen wurde, war es zu verdanken, dass das Baby in ein Umfeld kam, das keinen finanziellen Mangel zu gewärtigen hatte. Sein Ziel war es gewesen, soweit wer zurückdenken konnte, eine Frau zu ehelichen, die aus einem reichen Haus kam. Er selber entspross dem unteren Mittelstand, wie man landläufig sagen würde und um einen Stand greifbar zu machen. Ein kleines Häuschen in Grenchen war sein erstes Zuhause, wo er aufgewachsen war, in einer Siedlung, in der alle etwa mit denselben Mitteln ausgestattet waren. Sein Vater amtete als Musikdirektor, wie man ihn mit einem schönen Titel versehen hatte. Sonderlich gut war der Posten jedoch nicht bezahlt, aber immerhin reichte es aus, dass man ohne große Sorgen über die Runden kam. Der Vater war auf Volksmusik spezialisiert und verfasste auch einige Kompositionen, die aber keinen nachhaltigen Klang hatten. Er stieg nicht in die Liga der Autoren auf, die auch von ihren Werken gut leben konnten; die Einnahmen aus diesem Bereich reichten nicht einmal aus, um davon Erom ein Taschengeld geben zu öffnen. Er wurde streng erzogen , und bald einmal setzte sich der Wunsch bei ihm fest, aus dieser Enge auszubrechen, wobei er sich viele Varianten überlegte und zur Überzeugung gelangte, dass es am einfachsten war, aus diesem Mief zu entfliehen, wen man sich eine reiche Frau zur Seite nahm, denn damit verband sich automatisch ein gesellschaftlicher Aufstieg und in seiner Ansicht die Freiheit, so leben zu können, wie es ihm vorschwebte.

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