Die marxistisch-leninistische Geschichtswissenschaft in der DDR

Schon vor 1933 gab es eine marxistische deutsche Geschichtswissenschaft. Es sei hier nur an die Zeit der Weimarer Republik erinnert. Deren Anfänge reichen aber noch weiter zurück, denn Karl Marx und Friedrich Engels wirkten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auch als Historiker.

Erstellt von Palux104 vor 9 Jahren
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Franz Mehring (1846-1919), der deren Werke fortsetzte, war der bedeutendste marxistische Historiker der revolutionären deutschen Sozialdemokratie. Insgesamt aber hatte die marxistische deutsche Geschichtswissenschaft vor 1945 wenig Bedeutung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg (genauer nach etwa 1949) sollte sich dies im Ostteil von Deutschland ändern. Die Geschichtswissenschaft entartete hier zu einem Mittel der politischen Propaganda und zur Erzeugung einer öffentlichen Meinung, welche jeweils der SED nützlich sein sollte. Hier vollzog sich eine politisch-ideologische Instrumentalisierung, die zur Rechtfertigung und Legitimierung der SED-Herrschaft diente. Geschichtswissenschaft und Geschichtsbewußtsein wurden nicht nur durch direkte Eingriffe und Direktiven der SED manipuliert, sondern zweifellos schon durch das Geschichtsverständnis des Marxismus-Leninismus . Diese Wissenschaft wurde so in zweifacher Hinsicht beeinflußt.

Für die Geschichtswissenschaft bestand allerdings schon immer die Gefahr, zu einem Instrument der politischen Propaganda zu werden. Keineswegs stammen diese Probleme von den Kommunisten. Auch in früheren Zeiten sollte oftmals mit dieser Wissenschaft eine für die jeweilige politische Führung nützliche öffentliche Meinung erzeugt werden. Problematisch hierfür war die wilhelminische Zeit in Deutschland, als man versuchte, demokratische Tendenzen aus der deutschen Geschichte zu löschen und die Geschichte so darzustellen, als sei die Monarchie der Hohenzollern das vorgegebene Endziel der deutschen Geschichte. Hier sei als Beispiel auch der Mißbrauch der Geschichtswissenschaft zur Zeit des Nationalsozialismus erwähnt. Die Einteilung historischer Persönlichtkeiten und Strömungen in jeweils "gute" und "böse" Traditionsstränge , wobei die "gute" Linie zum jeweiligen System führt und die "schlechte" dem entgegengewirkt haben soll, ist gleichfalls schon sehr alt. Diese Methode wurde auch in der NS-Zeit, der wilhelminischen Zeit und sogar schon im Altertum bei den Griechen und Römern praktiziert.

Insgesamt haben diese Methoden dem Ansehen der Geschchtswissenschaft sehr geschadet. Sie haben viel Mißtrauen erweckt, denn diese Wissenschaft sollte sich stets um objektive Erkenntnisse bemühen.

Die Führungsrolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei war bereits in Art. 1 der DDR-Verfassung festgelegt worden. Diese Führungsrolle hatte die SED ja seit der Nachkriegszeit und bis zur friedlichen Revolution 1989. Dies bedeutete nicht nur die Beherrschung des gesamten politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen Systems etc., sondern es wurden auch die Gesellschaftswissenschaften den Direktiven der SED untergeordnet. Schon in den Programmen der SED waren die Grundlagen für die Beeinflussung der Geschichtswissenschaft zu erkennen.

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