Die Situation der Frauen im Islam, am Beispiel des Iran. Eine Analyse anhand der Erfahrungen der Iranerin Dr. Shirin Ebadi
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Rechten der Frau im Islam, am Beispiel des Staates Iran. Die rechtliche Situation der Frauen unterscheidet sich grundlegend in den verschiedenen arabischen Ländern, weshalb eine Begrenzung der Analyse auf ein Land notwendig ist.
Der Iran erscheint hier, aufgrund seiner strukturellen und vor allem historischen Besonderheit, als geeignetes Beispiel. Die Besonderheit des Staates Iran besteht darin, dass er sich von einem der „westlichsten“ arabischen Länder zu einem „Gottesstaat“, der „islamischen Republik Iran“ entwickelte. Hinsichtlich dieses Strukturwechsels lässt sich mit der islamischen Revolution von 1979 eine deutliche Einschränkung der rechtlichen Situation der Frauen feststellen. Diese sollen mithilfe der Erfahrungen der Iranerin Dr. Shirin Ebadi verdeutlicht werden. Frau Dr. Shirin Ebadi, die erste muslimische Friedensnobelpreisträgerin, setzt sich seit langem für die Menschen – und insbesondere für die Frauenrechte im Iran ein. Der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) gab sie am 18. März 2011 ein Interview. Hier spricht sie über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen mit dem iranischen Staatssystem. Der Einsatz für die Menschenrechte im Iran sei nie einfach gewesen, und durch die Amtsübernahme Mahmoud Ahmadinedschads noch schwieriger geworden , erklärt sie. „2002 gründete Ebadi gemeinsam mit weiteren iranischen Juristen das „Zentrum für Menschenrechte“, das sich für die Rechte von Minderheiten einsetzte und Regimekritikern juristischen Beistand bot.“ Unter der Regierung Chatami schritt die Regierung trotz Missbilligung der Organisation nicht ein, erst die Amtsübernahme Ahmadinedschads führte zum Verbot und der Auflösung der Organisation. Da die Organisation über alle notwendigen Papiere und Verträge verfügte, stellt das Verbot und die Schließung der Organisation eine Verletzung der Menschenrechtsaktivitäten dar. Dies ist ein Beispiel für den Umgang der iranischen Regierung mit den Menschenrechten. Seit der Präsidentschaftswahl 2009 lebt Shirin Ebadi im Exil, um ihre Arbeit von dort aus fortzuführen. Die Entwicklungen seit dem Beginn der zweiten Amtszeit Ahmadinedschads haben das Land grundlegend verändert. Die aktuelle Situation für Menschenrechtler beschreibt Dr. Shirin Ebadi so: „ Leider ist es heute so, dass alle Menschenrechtsaktivisten im Iran entweder bereits im Gefängnis sind oder nur auf Kaution entlassen sind und darauf warten, wieder in Haft genommen zu werden. Daher gibt es leider momentan keine Möglichkeit im Iran menschenrechtlich aktiv zu sein, da die Regierung nicht die kleinste Kritik duldet.“ Dennoch ist sie davon überzeugt, dass sich jeder Mensch auf seine eigene Art und Weise für die Menschenrechte einsetzen kann und soll. Sie fordert die Menschen auf, sich der Situation nicht zu ergeben und den Kampf für eine gerechte Gesellschaft fortzuführen. Mit der Wiederwahl Ahmadinedschads kam es zu Massenprotesten, da der Verdacht des Wahlbetrugs besteht. Besonders die jungen Iraner und Iranerinnen waren davon überzeugt und protestierten gegen den wiedergewählten Präsidenten. Die Frauen spielen bei diesen Protesten eine wichtige Rolle. Die feministische Bewegung im Iran, mit dem Ziel der Veränderung der iranischen Gesetzgebung, ist sehr stark. Frauen sind an sehr vielen gesellschaftlichen und politischen Aktivitäten beteiligt.“ Seit der Präsidentschaftswahl 2009 steigt die Anzahl der Aktivistinnen stetig. Heute ist die Frauenbewegung die lebendigste Kraft der iranischen Zivilgesellschaft.“ Dies war aber ein Prozess, welcher sich innerhalb von 20 Jahren vollzog. Am 8. März 1979, dem Internationalen Frauentag, fand die letzte Demonstration in Teheran statt. Mehr als 10.000 Iranerinnen protestieren gegen die Vorschriften, welche ihnen von Ayatollah Chomeini aufgezwungen wurden. Die Frauen wurden von Milizen angegriffen, und schrittweise erfolgte die Beschneidung ihrer Rechte. Erst seit dem Jahr 2002 wird der Internationale Frauentag wieder begangen, und findet seitdem immer mehr Gehör in der Öffentlichkeit. Die aktuelle Situation der Frauenrechte im Iran lässt sich nur mithilfe der Historie dieses Landes nachvollziehen. Zu klären gilt, ob die momentane Lage der Frauen, religiöse Ursachen hat, ob sich die strikten Vorschriften aus der Scharia und dem Koran tatsächlich ableiten lassen, oder ob die Unterdrückung fingierte Ursachen hat, welche das iranische Regime zur Machterhaltung einsetzt. Im Folgenden wird ein Einblick in die Religion des Islam gegeben, welcher für das Verständnis und die Analyse der rechtlichen Situation der Frauen unerlässlich ist. Desweiteren folgt ein Überblick über die Entwicklung des Staates Iran von einem der „westlichsten“ arabischen Länder zum „Gottesstaat“, sowie eine kurze Erläuterung der politischen Grundordnung. Das Rechtssystem des Iran bildet einen weiteren Schwerpunkt. Darauf aufbauend erfolgt dann die Analyse der aktuellen Situation, sowie der Ursachen für diese.