Die USA – Hegemon, Imperium oder doch etwas anderes?

Erstellt von fab.mueller vor 8 Jahren

1 Diskussion Münkler und Bender

1.1 Zusammenfassung

Grundlage der Erarbeitung ist der Mitschnitt einer moderierten Diskussion zwischen Herfried Münkler und Peter Bender aus dem Jahr 2005, welche sich mit der Position Amerikas als Weltmacht beschäftigt. Eine zentrale Stellung nimmt die Frage ein, ob es sich bei Amerika eher um einen Hegemon oder ein Imperium handelt. Dabei haben sich beide Diskutanten der Thematik bereits in einem wissenschaftlichen Werk gewidment.

Im Fall von Münkler ist dies »Imperien. Die Logik der Weltherrschaft – vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten.«, erschienen beim Rowohlt Verlag, Berlin, im Jahre 2005, und im Fall von Bender »Weltmacht Amerika – Das Neue Rom.«, erschinen bei Klett-Cotta, Suttgart, im Jahre 2003. Dass die von den Diskutanten veröffentlichten Werke den Namen des weitreichensten Imperiums, dass es je gegeben hat, nämlich Roms, im Namen tragen, ist kein Zufall. Es deutet auf die von Bender angestrebte Objektivierung der Fragestellung durch den Zugang über den Vergleich mit Rom hin. Damit möchte Bender – wie wohl auch Münkler, auch wenn er es nicht ausdrücklich nennt – der üblliche Emotionalität, welche stets in Diskussionen bezüglich Amerikas Niederschlag findet, vorbeugen.

Die Staaten und DAS Imperium

Münkler stellt dabei als diskutorische Grundlage fest, dass es Staaten nur im Plural gibt, Imperium jedoch nur im Singular. So gab es, nach Münkler, zwar historisch gesehen durchaus zeitweise mehrer Imperien auf der Erde, dies jedoch nur, weil diese nichts voneinander wusten. Als Beispiel nennt er hier das Imperium Roms und das Chiniesische Kaiserreich.

Bender ergänzt dahingehend, dass Imperien ein Zentrum haben, indem die Macht gebündelt ist, zum Rand hin nimmt diese ab. Ähnliches lässt sich dabei auch bei Amerika feststellen: Nach Münkler spricht man bei Imperien von Interventionen und bei Staaten von Kriegen. Dabei stellt er indirekt Bezug zur regelmäßigen Berichterstattung, welche in großer Häufigkeit von Interventionen der Vereinigten Staaten statt von Kriegen spricht. Da die USA jedoch offiziell eine Republik sind, gebraucht Bender den Begriff des »Informal Empire« für diese. Münkler stellt daraufhin die Vermutung auf, dass das Bestreiten imperialer Bestrebungen und eines solchen Selbstverständnisses sich möglicherweise positiv auf die reale Innen- sowie Außenpolitik auswirkt. Bender stellt dem die Aussage des ehem. Außenministers Henry Kissinger entgegen, der festellte, dass die Hegemonie all jene Werte zerstören würde, auf denen Amerika gegründet wurde. 

Nachfolgend stellt Münkler fest, dass Imperien, welche sich über eine große Fläche erstrecken schwer zu beherrschen und insbesondere auch teuer sind. Als Beispiel hierfür nennt er das Römische Imperium, welches schlussendlich auch an dieser Problematik gescheitert ist. Im Gegensatz dazu steht die Kontrolle von Strömungen. Diese ist günstig und effektiv. Als ein Beispiel nennt er das British Empire als Seemacht.

Grundlagen der imperialen Macht

Münkler führt weiter an, dass es drei Machtfaktoren gibt, welche eine imperiale Existenz ermöglichen: Militärische, öknonomische und ideologisch-politische Macht. Verfügt man über all diese, so hat man nach Münkler die Grundlage für eine imperiale Herrschaft.

Bender teilt dahingehend in politisch »gescheite« und »ungescheite« Staaten ein. Die »gescheiten« Staaten sind sich dabei der Grenzen ihrer Macht bewusst und bewegen sich in Ausübung dieser in den Grenzen selbiger. Sie können entsprechend ihres Machtpotenzials nahezu unbegrenzt existieren. Klar divergent dazu sind die »ungescheiten« Staaten. Diese sind sich der Grenzen ihrer Macht nicht bewusst und versuchen sich in der Ausübung von Einflüssen, welche über die ihnen Möglichen hinausgehen aus. Dies führt schlussendlich zu deren Scheitern.

Als einen weiteren Grund für das Scheitern von Imperien nennt Bender die durch fortschreitenden Erfolg verursachte Dekadenz, welche  ursächlich für einen historischen Nimbus ist, hinter welchem sich jedoch keine reale macht mehr verbirgt. Voraussetzung für die imperiale Existenz ist nicht nur die bloße Innhaberschaft von Macht, sondern man muss auch die Möglichkeit und Bereitschaft besitzen diese einzusetzen.

Weiter haben wir das Interview leider nicht angehört.

1.2 Stellungnahme

Da wir die Diskussion nicht bis zum Ende anhören konnten, ist es schwierig zu dieser Stellung zu nehmen. Idealerweise hätte ich über eine Gegenüberstellung der beiden Positionen zu einer eigenen Position kommen können. Da diese jedoch nicht in vollem Umfang herausgearbeitet werden konnten, ist auch die Stellungnahme nicht so eindeutig.

Eine aus meiner Pespektive wichtige Aussage Münklers ist dabei, dass Imperien intervenieren aber Staaten Kriege führen. Regelmäßig wird in den Medien von einer »Intervention« der USA gesprochen, mehr noch als davon, dass diese einen Krieg führt. Diese mediale Anomalie reicht jedoch nicht um zu einem abschließenden Urteil über den Status der USA zu kommen.

Zieht man Kissingers Aussage – im ersten Teil bereits hinreichend herausgearbeitet – heran, so lässt sich daraus eindeutig herauslesen, dass es sich bei der USA um keinen Hegemon handelt bzw. handeln soll. Wenn die USA nun also kein Hegemon ist, trotzdem jedoch von einer »Intervention« dieser gesprochen wird, welchen Status hat diese dann inne?

Die Intervention als Legitimat

Der Begriff »Intervention« an sich bezieht dabei schon grundsätzlich eine gewisse Legitimität mit ein. Nimmt man nun an, dass es sich bei der USA weder um einen Hegemon, daher um einen methaphorischen »Großen Papa« der internationalen Staatenwelt, noch um ein Imperium handelt, so stellt sich die Frage nach dem Ursprung der genannten Legitimität. Die Theorie der Staatenwelt nach Ulrich Menzel sieht dabei neben der Hegemonie und dem Imperium noch zwei weitere Modelle vor: Die Kooperation und die Selbsthilfe. Dabei stützt sich die Selbsthilfe insbesondere auf die Abschreckung durch Waffengewalt und ein daraus entstehendes Kräftegleichgewicht. Zum einen kann man im Falle der USA, welche einen Großteil des internationelen Machtpotenzials auf sich vereint, grundsätzlich nicht von einem Gleichgewicht sprechen – sie ist anderen Staaten ja in großem Maße überlegen – und zum anderen kann aus einer militärischen Abschreckung niemals moralische Legalität erwachsen. Dabei nehme ich eine grundsätzliche Defitition von Legalität nach unserer etablierten Rechtsordnung und nicht nach Naturrecht an. Eine Defition nach Naturrecht, würde die ganze Argumentation ad absurdum führen, da dann tatsächlich lediglich die militärische Macht eines Staates übere die Legalität eines Eingreifens von diesem entscheiden würde.

Somit würde als Ursprung für die Legitimität der us-amerikanischen Interventionen lediglich die Basis der Kooperation bleiben. Dies würde jedoch bedeuten, dass es internationale Verträge geben müssten, welche der USA die Intervention auf dem Hoheitsgebiet anderer Staaten erlaubt. Diese existieren – ungeachtet einiger weniger Außnahmen – jedoch nicht.

So lässt sich faktisch bereits auf Basis des einfachen Begriffes »Intervention« eine anarchische Staatenwelt ausschließen. Dabei nehme ich eine zumindest teilweise vorhandene Akzeptanz des Handelns der USA durch die internationale Staatengemeinschaft an, was sich meiner Meinung nach bereits darin zeigt, dass es keinen mit us-amerikanischen Internventionen zusammenhängenden Krieg auf amerikanitschen Boden gab – zumindest nicht im letzten halben Jahrhundert.

Abschließend bleibt also die Frage: Hegemon oder Imperium? Da sich gerade im Osten eine direkte – mitunter auch indirekte und unbemerkte – Regierung durch die USA ausschließen lässt, kann man die USA meiner Meinung nach in keinem Fall als Imperium bezeichnen.

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