Die Verwendung von Risikoindikatoren zur Bewertung der Finanzstabilität
Die Verwendung von Risikoindikatoren zur Bewertung der Finanzstabilität
1. Risikoindikatoren zur Bewertung der Finanzstabilität
1.
1.1 AUSWERTUNG GLOBALER FINANZSTABILITÄTSBERICHTE
1.1.1 BANK FÜR INTERNATIONALEN ZAHLUNGSAUSGLEICH
(BIZ): 84. JAHRESBERICHT
Auf der Suche nach einem neuen Kompass, gibt die Bank für den Internationalen Zahlungsausgleich BIZ in ihrem aktuellsten Jahresbericht (Berichtszeitraum: 1. April 2013–31. März 2014) zu verstehen, dass es zur Bewertung der aktuellen Weltwirtschaftslage neben der kurzfristigen Betrachtung von Konjunkturzyklen mit einer Dauer von höchstens acht Jahren auch auf die Analyse von Finanzzyklen mit einem Fortbestehen von durchschnittlich 15 bis 20 Jahren ankommt.1 Finanzzyklen sind finanzielle Schwankungen, die zu Bankenkrisen wie die in den letzten Jahre führen können. Aus diesem Grund kann eine Bilanzrezession2 einen deutlich höheren Schaden als eine normale Rezession anrichten.
Eine steigende Gesamtverschuldung, die gleichzeitig über mehrere Konjunktur- und Finanzzyklen andauert, bemisst die BIZ dabei einen herausragenden Stellenwert zu.
Dem aktuellen Weltwirtschaftswachstum3 wird eine Verbesserung diagnostiziert und die Bank für den internationalen Zahlungsausgleich geht davon aus, dass die moderaten Steigerungsraten zunächst auch anhalten.4 Obwohl die fortgeschrittenen Volkswirtschaften ihre Wirtschaftskraft erhöhen und aufstrebende Volkswirtschaften lediglich an Dynamik verloren haben, wird die Erholung der Weltwirtschaftslage als enttäuschend beurteilt. Dies wird anhand weltweiter Kennzahlen für die Arbeitslosigkeit, Wachstumsraten des globalen Bruttoinlandsprodukts, dem Produktivitätswachstum und der Inflation beurteilt.
Bei der Aufarbeitung der Weltwirtschaftslage nach Ausbrauch der USHypothekenkrise im Jahr 2007, stellt die BIZ fest, dass es sich bei der daran anschließenden Rezession, um eine Bilanzrezession, verbunden mit der Abschwungphase eines ausgeprägten Finanzzyklus handelt.5 In Verbindung mit der weltweiten makroökonomischen Lage, lassen sich dabei einige drohende Gefahren für die Real- und Finanzwirtschaft ableiten. Als erstes besteht das Risiko, dass in Ländern, die einen Finanzboom erlebt haben, dieser endet und es zu einer Anspannung im Finanzsektor kommt. Als Risikomesswerte zur Finanzstabilität verwendet die BIZ Frühwarnindikatoren, wie die Entwicklung des Kreditvolumens, der Immobilienpreise und den Schuldendienstquoten sowie verschiedener Zinssätze und diverse die Wechselkurse.
Das zweite Risiko sieht die BIZ für mehrere aufstrebende Volkswirtschaften zum einen in der übermäßigen Verschuldung von Nichtfinanzunternehmen über ihre Auslandsniederlassungen (Fremdwährungsschulden) und zum anderen in der Ausweitung ihrer Engagements von Kapitalanlagegesellschaften, vor allem auf den Festzinsmärkten.6
In den Krisenländern bestehen Risiken, dass Bilanzkorrekturen im privaten und öffentlichen Sektor nicht abgeschlossen werden, […] sodass die Schuldendienstquoten überaus anfällig gegenüber hohen Zinssätzen sind.7
Für Länder, die einen finanziellen Abschwung erleben, gibt die BIZ aufgrund der Charakteristik der vorangegangenen Bilanzrezessionen die Handlungsempfehlung zur Sanierung der Bank- bzw. Unternehmensbilanzen durch beispielsweise Abschreibungen und Rekapitalisierungsmaßnahmen,8 der Verwirklichung von Strukturreformen9 sowie der Sanierung des Staatshaushaltes vor. Dabei besteht die Gefahr, dass die Geldpolitik die notwendigen Bilanzkorrekturen verzögert, indem sie die Umwandlung fauler Kredite in Endloskredite durch das Schaffen falscher Anreize fördert.
Zusammenfassend schlägt die BIZ den Ländern vor, während Finanzbooms Kapitalpolster aufzubauen, um somit im Abschwung davon zu profitieren und die Boomintensität zu reduzieren. Als Folge würde es zu einer mehr antizyklischen Politik kommen, die eher auf den Finanzzyklus als den Konjunkturzyklus reagiert. Dasselbe gilt für die makroprudenziellen Instrumente wie Eigenkapitalvorschriften und Beleihungsgrenzen, während die Fortschritte bei der Umsetzung antizyklischer Kapitalpuffer in Basel III gelobt werden.
Für die Fiskalpolitik gibt es noch Handlungsspielraum: Die Produktions- und Wachstumspotenziale werden überzeichnet, Staatskassen verzeichnen hohe Einnahmen und es werden Eventualverbindlichkeiten14 aufgebaut, die in einer Phase des Abschwungs fällig werden.
Der Geldpolitik wirft die BIZ vor, sich zu sehr um das Ziel der Preisstabilität zu bemühen (Preisstabilität gewährleistet keine Finanzstabilität), anstatt sich um eine bessere Beurteilung derjenigen Risiken zu bemühen, die sich aus den (langsamer verlaufenden) Finanzzyklen für die gesamtwirtschliche Stabilität, die Inflation und der geldpolitischen Instrumente.