Empfehlungen für die ökologische Bewirtschaftung eines urbanen Gartens
5.2.1.3 Boden
In der Region São Paulo herrscht der Bodentyp Orthic Ferralsol vor (FAO/UNESCO Soil Map of the World, 1974). Dessen diagnostischer Horizont ist der oxidierte B-Horizont. Ferralsole sind tiefgründig und stark verwittert. Deshalb werden im B-Horizont keine Mineralien mehr durch Verwitterung mineralischer Partikel freigesetzt.
Außerdem entsteht Kaolinit; ein Tonmineral mit geringer KAK. Im Garten untersucht wurde der Oberboden bis 0,2 m Tiefe und der Auflagehorizont. Letzterer besteht aus dem separat gesammelten toten Pflanzenmaterial des Gartens wie Unkräutern und Pflanzenschnitt. Aufgrund der hohen Temperaturen und Feuchtigkeit erfolgt der Abbau organischen Materials sehr rasch, weshalb ohne die wöchentliche Zugabe frischer Substanz, dem Mulchen, ein Oh-Horizont mit über 70% organischer Feinsubstanz entstehen würde. So existiert jedoch eine gut 20 cm mächtige Streuschicht.
Der A-Horizont ist stark humos mit einem Humusgehalt nach Munsell von 4-8% und einem Anteil organischen Kohlenstoffes Corg von 3,77 %. Das C/N-Verhältnis ist mit einem Wert von 13 eng und spricht für eine hohe mikrobielle Aktivität, welche den raschen Abbau organischer Substanz im Boden erklärt. Die Aktivität der Regenwürmer und anderer größerer Bodenlebewesen ist ausgesprochen hoch. Mit einem pH-Wert von 6,4 ist ein pH-Ausgleich durch Kalken für die Bedürfnisse der Pflanzen unnötig. Bei diesem Wert sind die Nährstoffe gut verfügbar; Aluminiumtoxizität tritt nicht auf. Der sandig-tonige Lehm (Lts) bietet gute Standortbedingungen für Pflanzen und mit einem Gemengeanteil von unter 2% Grobboden sehr gute Bedingungen für den Anbau von Wurzel- und Knollenpflanzen. Die Bodenstruktur von Ferralsolen ist in der Regel von Natur aus sehr gut, so dass Bodenbearbeitung für die Schaffung physischen Wurzelraums unnötig ist. Vielmehr sollten Bewirtschaftungsmaßnahmen genutzt werden, die die vorhandene Bodenstruktur stabilisieren (van Wambeke, 1974). Wasser und Luft können in Ferralsolen frei zirkulieren. Die gute Durchlüftung lässt sich u.a. an der charakteristisch gelb-rötlichen Farbe dieser Böden erkennen, welche auf die Oxidation von Eisenverbindungen wie Hämatit, Maghemit und z.T. auch Goethit zurückzuführen ist. Die Farbe des Oberbodens im Garten lautet nach Munsell 5 YR/2,5/2 (Farbton/Farbhelligkeit/Sättigung).
Trotz der schnellen Versickerung bilden sich aber kaum verdichtete Schichten durch Auswaschung von Ton, denn die Kaolinite bilden mit den vorhandenen Eisen- und Aluminiumoxiden Mikro- und Makroaggregate und können durch Regenwasser nicht mehr mobilisiert werden. Kaolinite haben zwei weitere wichtige Eigenschaften, die mit der geringen elektrischen Ladung dieser Zweischicht-Tonminerale zu erklären sind. Zum Einen sind sie kaum quellbar. Die Bodenstruktur wird folglich auch durch Quellung und Schrumpfung nicht gestört, sondern die Porengrößenverteilung bleibt weitgehend stabil und es entsteht eine bröckelige Textur. Zum Anderen ist die KAK der Kaolinite äußerst gering. Durch den Sickerwasserfluss werden Nährstoffe zudem schnell ausgewaschen. Daher ist in Ferralsolen die Menge der verfügbaren Pflanzennährstoffe fast vollständig abhängig von Menge und Qualität des im Boden vorhandenen organischen Materials (van Wambeke, 1974).