Giftmord in Literatur und Geschichte - Vorwort E-Book für Autoren

Gift und Giftmord sind seit jeher beliebte Motive. Schon in der Antike mordet Medea die verhasste Rivalin mit einem vergifteten Kleid. Herakles tötet den Kentauren Nessos mit einem giftigen Pfeil und Deianeira vergiftet ihren Gatten Herakles Jahre später mit dem vergifteten Hemd des Nessos.

Erstellt von Mac vor 9 Jahren
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In den Grimmschen Volksmärchen finden sich vergiftete Kämme und Äpfelschnitze (Schneewittchen) oder Quellen, aus denen man nicht ohne Gefahr trinken kann (Brüderchen und Schwesterchen). In Shakespeares Hamlet sterben König Claudius, sowie Gertrude und Laertes an Gift, Romeo nimmt sich das Leben mit Gift und Imogen, aus dem Stück Cymbeline fällt einem Giftanschlag zum Opfer, der sie glücklicherweise nur für eine kurze Zeit „tot“ sein lässt. Besonders seit dem 19. Jahrhundert, in dem sich die Kriminalgeschichte als literarische Gattung etabliert, wird fleißig weiter vergiftet. So tötete Arthur Conan Doyle (22. Mai 1859 - 7. Juli 1930) in seinem ersten Sherlock Holmes-Buch „Eine Studie in Scharlachrot“ mit vergifteten Pillen und Agatha Christie (15.9.1890 - 12.01.1976) in ganzen 41(!) von 80 Romanen mit Gift.

Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen, wenn auch in der Literatur der klassische Mord mit Gift in den letzten Jahren seltener geworden ist. Vielleicht liegt es daran, dass sich eine Leiche viel schauerlicher in einem See von Blut präsentieren lässt, oder auch daran, dass durch moderne Verfahren ein Giftmord heute viel leichter nachzuweisen ist als früher oder das Gifte auf Grund drastischer Gesetzgebung schwerer zu beschaffen sind. Vielleicht liegt es auch einfach an Veränderungen in der modernen Familie, in der die Frau – die entsprechend eines Klischees überdurchschnittlich häufig zu giftigen Pulver oder Pillen gegriffen haben soll – nicht mehr allein für die Nahrungszubereitung oder die Betreuung von Alten und Kranken verantwortlich ist.

Und doch wird sich der Giftmord sicherlich niemals ganz aus der Literatur verbannen lassen. Heute wie damals lässt uns das Perfide eines Giftmordes erschauern. Der Täter, der sein Vergehen sorgfältig plant und sein Opfer manchmal über Wochen und Monate quält, der löst in uns ein Gefühl aus, das ein brüllend wütender Mörder, der mit dem Hammer zuschlägt oder mit der Pistole einen Schuss abgibt, wohl kaum erzeugen kann.

Der stille Tod in der Literatur hat seine Faszination noch immer nicht verloren und wird dies wohl auch nicht, solange es noch Giftmorde im wahren Leben gibt. Ärzte und Krankenschwestern, die über Jahre hinweg Patienten mit falschen Medikamenten um die Ecke bringen. Geheimdienste, die unerwünschten Personen mit einem Schirm (?) eine mit Rizin gefüllte Kugel ins Bein injizieren (Georgi Markow, Bulgarien, 7. September 1978) oder mitten in Moskau mit hochgiftigem radioaktivem Polonium-Tee (Alexander Litwinenko, Russland, 1. November 2006) vergiften.

Was braucht nun ein Autor, um einen „ordentlichen“ Giftmord zu inszenieren? Einmal ins Thema getaucht, bin ich bald davon abgekommen, einfach eine Liste von Giften, Toxizitäten und spezifischen Symptomen (ein paar davon finden sich allerdings auch in diesem Büchlein) aneinanderzureihen. Diese Informationen kann man relativ leicht in jedem Handbuch für Toxikologie oder auch im Internet nachlesen (siehe Quellen). Es hat mich gereizt, das Gebiet in seiner ganzen Breite zu thematisieren, immer auch im Hinblick auf vorhandene Literatur. Nicht umsonst waren bzw. sind die erfolgreichsten Krimiautoren sozusagen vom Fach. Arthur Conan Doyle war Arzt, Agatha Christie hat sowohl als Krankenschwester als auch in der Apotheke gearbeitet. Kathy Reichs ist forensische Anthropologin und Tess Gerritsen hat Medizin studiert. Auch diese Liste lässt sich sicherlich beliebig fortsetzen.

Schließlich ist es nicht damit getan, ein Opfer zu vergiften. Zu einem ordentlichen Krimi gehört auch die Auflösung eines solchen Falles. Und da ist es schon wichtig auch zu wissen, wie ein Fall mit unklarer oder nicht-eindeutiger Todesursache behandelt wird. Wenigstens einen Teil der spezifischen Fachsprache zu kennen oder sich mit den entsprechenden Regeln der deutschen Gesetzgebung auszukennen.

Natürlich kann in einem E-Book dieses Formats allenfalls die Oberfläche all dieser Themen angekratzt werden. Ein spezifisches Buchprojekt verlangt sicherlich weitergehende Recherchen, dazu findet sich im Anhang ein Link- bzw. Literaturverzeichnis zum Weiterlesen.

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