Hausarbeit zum Thema golbale Ungleicheit
1. Einleitung
Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer, Wohlstandsgefälle oder der Rückgang der Mittelschicht. All dies sind Begrifflichkeiten, die von Wissenschaftlern, Journalisten und Politikern der westlichen Staatengemeinschaft in den letzten zwei Jahrzehnten vermehrt benutzt worden sind, um auf die steigende Ungleichheit zwischen arm und reich aufmerksam zu machen.
Die wachsende Ungleichheit zwischen Unter- und Oberschicht, zwischen besitzenden und bedürftigen ist zu einer sich immer wieder wiederholenden Parole des 21. Jahrhunderts geworden, einer Parole für die, die breite Masse der Bevölkerung immer ein offenes Ohr hat. Fokussiert der einzelne Beobachter nun nicht mehr nur die Wohlstandsunterschiede in den westlichen Nationen, sondern auf den gesamten Globus, so wird ihm auffallen, dass die Wohlstandsgefälle zwischen einzelnen Staaten oder Kontinenten weit aus größer sind, als die innerhalb der westlichen Nationen. So, liegt das BIP pro Kopf in den Vereinigten Staaten von Amerika zum Beispiel zwischen 20 000 – 50 000 $, hingegen der pro- Kopf- BIP in den meisten Südamerikanischen Ländern, wie Brasilien, Kolumbien und Venezuela zwischen 2000 – 7500 $ liegt und der pro-Kopf- BIP in einem Großteil der Zentral- und Ostafrikanischen Ländern sogar unter 2000 $. ( karte 3 S 75) Eine schlüssige, wissenschaftlich fundierte Erklärung für diese Wohlstandsgefälle innerhalb einer Nation zu finden gleicht einer Mammutaufgabe. Wie sieht es aber nun aus, wenn die Unterschiede zwischen einzelnen Nationen erklärt werden sollen ? Wie können diese Unterschiede zwischen einzelnen Nationen und Wertegemeinschaften erklärt werden ? Und vor allem wie sind sie zustande gekommen ?
Mit diesen Fragen und den dazu gehörigen Theorien, werde ich mich auf den folgenden Seiten auseinandersetzten. Theorien mit welchen der Erfolg oder Misserfolg von Staaten erklärt wird gibt es einige. Begründet werden diese Theorien durch geografische, und kulturelle Unterschiede oder schlichtweg, ob politische Führungspersonen aufgeklärt sind oder nicht. Ob diese Theorien in der Lage sind die Unterschiede zwischen einzelnen Nationen zu erklären wird diese Arbeit im folgenden behandeln. Zu Beginn wird die Geographie – Hypothese genauer beleuchtet, in welcher Wohlstandsunterschiede durch Klima, Fauna und Flora erklärt werden. Zu dieser Theorie werden die Werke und Ansätze von Jared Diamond, Montesquieu, sowie die moderne Fassung seiner Theorie, bearbeitet.
Im darauffolgenden wird die These von Max Weber, welcher in einem seiner bekanntesten Werk „ Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“, Wohlstandsgefälle und wirtschaftliche Unterschiede durch die Ethik des Portestantismus und erklären versucht. Hier stellt sich die Frage, ob es eine Verbindung zwischen Religion und wirtschaftlichen Erfolg gibt ? Im Anschluss wird die Institutionentheorie in Augenschein genommen, welche die Annahme vertritt, dass die Entwicklung von Institutionen, sowie die unterschiedlichen Ausprägungen der Institutionen einzelner Länder, maßgeblich verantwortlich für Erfolg oder Misserfolg eines Staates ist. Jeder diese Theorien, wird an Hand eines oder mehrer Beispiele veranschaulicht und durch dieses belegt oder falsifiziert. Zum Abschluss, werden in dieser Arbeit die vorgestellten Theorien abschließend betrachtet und gegenüber gestellt. Ziel dieser Arbeit ist es bekannte und oft benutzte Theorien zur Ungleichheit der Wohlstände zwischen einzelnen Nationen zu analysieren, belegen oder falsifizieren.
2. Die Geographie – Hypothese
Bereits im späten 18. Jahrhundert wurde von dem berühmten Staatstheoretiker und Philosophen, Montesquieu, eine Theorie verfasst, durch welche die Ungleichheit bzw. Wohlstandsunterschiede zwischen europäischen und afrikanischen Regionen erklärt werden sollte. Hierzu bediente er sich der Annahme, das Menschen in tropischen Klimazonen faul wären und folglich keinen Wissensdurst oder Innovationsgeist entwickeln könnten (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014) Das diese Theorie sich keiner empirischen Befunde bedient und eine zu dieser Zeit üblichen allgemeinen abwertenden Haltung gegenüber in Afrika lebenden Menschen bedient, wird dem Leser schnell auffallen (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014).
Dennoch bildete diese Theorie den Grundstein für weitere Überlegungen. Moderne Fassungen der Theorie beschäftigen sich nun mehr mit den Annahmen, dass in tropischen Regionen ein expansiver Wohlstandanstiegs zum einem, durch unfruchtbare, wenig ertragreiche Böden oder durch Trockenperioden stark erschwert wird. Zum anderen wird die Auffassung vertreten, das durch Tropenkrankheiten, wie Cholera oder Gelbfieber, die Gesundheit der arbeitenden Bevölkerung und somit die Arbeitskraft beeinträchtigt wird (vgl. Jared Diamond, 1998) Nach diesem Standpunkt bergen gemäßigte Klimazonen, wie in Europa, keine Wachstums beeinträchtigende Aspekte, wie schwere Krankheit oder unfruchtbare Böden. Das sich durch diese Theorie die Weltungleichheit nicht erklären lässt fällt schnell auf, doch dazu später mehr (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014)
Zunächst soll noch die Geographie-Theorie von dem Evolutionsbiologen und Ökologen Jared Diamond näher beleuchtet werden. Dieser versuchte in seinem Buch „Arm und Reich - Die Schicksale menschlicher Gesellschaften“ die globale Ungleichheit durch den Geodeterminismus zu erklären. Sprich, nicht kulturelle oder intellektuelle Leistungen und Traditionen verschiedener Völker waren für ihren Erfolg oder ihr scheitern verantwortlich, sondern die jeweilige Fauna und Flora der einzelnen Regionen, in welchen die Völker lebten. Regionen in denen es eine ausgeprägte Fauna , viele Tierarten gibt, welche sich leicht domestizieren lassen, fällt es den Menschen leichter sich weiter zu entwickeln (vgl. Jared Diamond, 1998). Die globale Ungleichheit hat nach Diamond zur Beginn der Neuzeit ein anderes Ausmaß angenommen als zuvor. Denn nun wurden durch die Kolonialisierung durch Amerika und Afrika die Unterschiede deutlich. Wie es zu diesem Unterschieden kam erklärt er am Beispiel des Nahen Osten wie folgt. Durch eine historisch höhere Zahl an Pflanzen- und Tierarten und durch die Möglichkeit diese zu domestizieren, war es den Menschen im Nahen Osten gelungen von einer Jäger- und Sammlerleben zu einer sesshaften landwirtschaftlichen Leben überzugehen. Im Gegensatz zu den Ureinwohnern Amerikas, welche zur gleichen Zeit noch nicht in der Lage waren Tiere und Pflanzen zu domestizieren, bzw. es keine breite Auswahl an domestizierbaren Tieren und Pflanzen gab, und deshalb keinen Ackerbau und keine Viehzucht betreiben konnten. Demnach waren ein ausgeprägter Ackerbau und Viehzucht in gemäßigten Klimazonen, mit ausgeprägten Jahreszeiten, ohne anhaltende Dürreperioden, möglich, da winterbeständige Wildpflanzensorten domestiziert werden konnte. Dasselbe gilt für die Haltung von größeren Säugetieren, wie Rinder oder Schweinen. Jäger- und Sammlergesellschaften hatten auch den Nachteil gegenüber bereits sesshaften Völkern, da sie keine Resistenz gegen ortsansässige Krankheitserreger entwickelten. Die Verbreitung von Nutztieren und Pflanzen in Europa verlief von Ost, dem Nahen Osten, nach Westen und war möglich, weil sich keine großen Weltmeere oder unüberwindbaren Gebirge in Wege waren (vgl. Jared Diamond, 1998).
Durch diese Ausbreitung war es den europäischen Völkern möglich, von den in Mesopotanien und Nahen Osten domestizierten Tieren und Pflanzen zu profitieren.
Durch eine ausgeprägte Nahrungsmittelherstellung und dem daraus resultierenden Nahrungsmittelüberschuss konnte sich die Bevölkerung innerhalb eines Stammes oder Volkes vermehren. Durch eine erhöhte Anzahl von Menschen innerhalb einer Gruppe kam es zu der Entstehung von Städten und zur Entwicklung von Institutionen, welche diese verwalteten. Umso größer die Anzahl der Bürger in einer Gemeinde oder Stadt wurde und, um so weiterentwickelt diese war , umso besser war die politische Organisation, desto weiterentwickelt war die Technologie (vgl. Jared Diamond, 1998). Je früher Pflanzen und Tiere domestiziert werden konnte, umso fortgeschrittener und entwickelter, war die Struktur der Städte, Verwaltung und politischer Systeme. Was die Möglichkeit schuf andere nicht weiterentwickelte Völker zu verdrängen oder in das eigene System einzuverleiben. Sprich die frühe Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht gab einigen Völkern einen entscheidenden Vorteil ihre Technologie, Organisation und Innovationskraft schneller und früher zu Entwickeln als andere. Ob, die Erklärung der globalen Ungleichheit allein durch geographische bzw. klimatische Aspekte erklärt werden kann, wird im folgenden dargestellt.
2.1 Kritik der Kultur-Hypothese
Zunächst werde ich noch einmal auf die Theorie von Montesquieu eingehen. Dieser behauptete, das Menschen in tropischen Regionen faulen wären, keine Arbeitsmoral besäßen und deshalb arm wären. Diese These kann aus heutiger Sicht leicht widerlegt werden, da einer der reichsten und wirtschaftlich stärksten Regionen, Singapur, in einer tropischen Region liegt (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Auch der wirtschaftliche Aufschwung Südafrika oder Brasilien spricht gegen seine Theorie (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Auf die moderne Fassung dieser Theorie,von Jared Diamond werde ich im folgenden gemeinsam eingehen. In dem Werk „Warum Nationen Scheitern“ von Daron Acemoglu und James Robinson, wird die Geographie- Hypothese von Diamond und Sachs an dem Beispiel der Stadt Nogales entkräftigt. Diese Stadt wird in der Mitte durch die amerikanisch- mexikanische Grenze getrennt. Auf der amerikanischen Seite gibt es eine florierende Wirtschaft, ein durchschnittliches pro Kopf Einkommen von 30 000 $ im Jahr, ein funktionierendes Bildungssystem sowie ein Gesundheitssystem durch, welches die Bürger der Stadt eine hohe Lebenserwartung haben (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Die Bürger im amerikanischen Nogales können auf einen umfangreiches funktionierendes Infrastrukturnetz zurückgreifen und dadurch ihren täglichen Pflichten nach kommen. Im mexikanischen Nogales trifft dies, obwohl die Stadt in einer reicheren Gegend von Mexiko liegt, nicht zu. Die Einwohner haben hier ein durchschnittliches pro Kopf Einkommen von 10 000 $, die Bildung ihrer Kinder ist nicht, wie im amerikanischen Teil gesichert und aufgrund eines bröckelndes Gesundheitssystems ist die Lebenserwartung lange nicht so hoch, wie wenige hundert Meter im benachbarten Nogales (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Dieser Fall zeigt, dass die Geographie- Hypothese die Unterschiede zwischen einzelnen Ländern nicht erklären kann, denn trotz gleicher klimatischer und geografischer Bedingungen, weißen die beiden Städte signifikante Unterschiede hinsichtlich des Wohlstandes, der Infrastruktur und der Versorgung auf.
Diamonds These mag erklären können, warum in der frühen Neuzeit, einige Völker weiterentwickelt waren als andere, doch um heutige globale Ungleichheit zu erklären ist sie nicht weitreichend genug. Als Beispiel wird hier die Kolonialisierung von Südamerika durch Spanien angeführt. Die Spanier waren durch ihre längere Agrargeschichte und dadurch weiter entwickeltere Technologie den Ureinwohnern Südamerikas überlegen (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Laut Diamonds These hätte dieser Unterschied überwunden werden müssen, nachdem die südamerikanischen Völker, durch die Spanier, genug Pflanzen- und Tierarten hatten, die sie domestizieren konnten. Wie wir wissen ist dies nicht zugetroffen und das pro Kopf Einkommen eines Spaniers liegt weit über dem eines Südamerikaners (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Im folgenden werden nun die kulturellen Aspekte wie z.B. das Zusammenspiels zwischen Religion und Arbeitsmoral genauer untersucht, um heraus zu finden ob durch diesen Zusammenhang die globale Ungleichheit erklärt werden kann .
3. Kultur- Hypothese
Die Vertreter der Kultur-Hypothese, wie Max Weber, versuchen eine Verbindung zwischen Wohlstand bzw. wirtschaftlichen Erfolg und kulturellen Aspekten herzustellen. Sprich inwiefern z.B. Religion einen Einfluss auf den Wohlstand einer Gesellschaft hat. Die Kultur-Hypothese argumentiert nicht nur ausschließlich mit dem Faktor Religion sondern auch mit „ .. Überzeugungen, Werten, und Gesinnungen.“ (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Da Max Weber den Anstoß für diese Diskussion, über den Zusammenhang zwischen wirtschaftlichen Erfolg und kulturellen Aspekten gab, werden wir uns nun im folgenden eingängiger mit Max Webers Werk „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ beschäftigen. Zu Beginn seines Werkes stellt Max Weber die Frage „ .. welche Verkettung von Umständen hat dazu geführt, dass gerade auf dem Boden des Okzidents, und nur hier, Kulturerscheinungen auftraten, welche doch – wie wenigstens wir uns gern vorstellen – in einer Entwicklungsrichtung von universeller Bedeutung und Gültigkeit lagen?“ (vgl. Max Weber, 1905, S.1) Weber meint mit „..Kulturerscheinungen .. in einer Entwicklungsrichtung von universeller Bedeutung und Gültigkeit lagen“ ,die Wissenschaft und das rationale wissenschaftliche Arbeiten. Aber auch Kunst, Architektur und Staats- und Rechtslehre führt er in diesem Satz mit. Als eine weitere und die wohl wichtigste Kulturerscheinung der westlichen Welt, zählt Max Weber den Kapitalismus auf. Die Frage die sich Weber stellt ist, wie es möglich ist das westliche Nationen gegenüber anderen Nationen, wie den Orient, China oder Indien, weitaus weiterentwickelte Kulturgüter im Bereich der Wissenschaft und Kunst hat. Weber begründet diese Tatsache aufgrund der „ .. rational-kapitalistische Organisation von formell freier Arbeit.“ ( vgl. Max Weber, 1905, S.7) . Gemeint ist damit vor allem der „ .. spezifisch geartete Rationalismus der okzidentalen Kultur“, ( vgl. Max Weber,1905, S.11), welcher der abendländische Bürger in sich trägt. Letztendlich führt Weber diese Rationalität auf die die abendländische Kultur zurück. Die Entstehung dieser Kultur führt Weber auf die Entstehung einer praktisch-rationalen Lebensführung, er beschreibt das wie folgt „ .. so ist der ökonomische Rationalismus in seiner Entstehung auch von der Fähigkeit und Disposition der Menschen zu bestimmten Arten praktisch-rationaler Lebensführung überhaupt abhängig.“ ( vgl. Max Weber,1905, S.12). Diese Lebensführung führt Weber auf religiöse Institutionen zurück, da diese seit Jahrhunderten maßgeblich an der Formung der Lebensführung beteiligt waren,“ Zu den wichtigsten formenden Elementen der Lebensführung nun gehörten .. die magischen und religiösen Mächte und die am Glauben sich verankerten ethischen Pflichtvorstellungen.“ (vgl. Max Weber, 1905, S.12). Letztendlich führt Weber, wie der Titel des Aufsatzes bereits verlautbaren lässt, auf den Ethos des Protestantismus, „ .. die Bedingtheit der Entstehung einer „Wirtschaftsgesinnung“: des „Ethos“ einer Wirtschaftsform, durch bestimme religiöse Glaubensinhalte und zwar an dem Beispiel, der Zusammenhänge des modernen Wirtschaftsethos mit der rationalen Ethik des asketischen Protestantismus“. (vgl. Max Weber, 1905, .S 12) Dieser asketische Protestantismus hat einen positiven Arbeitsethos, welche die Arbeit als Mittelpunkt des Lebens betrachtet. Ihm werden die Eigenschaften „.. Disziplin, Gewissenhaftigkeit, Arbeitsamkeit ..“, Zeitverschwendung und Trödeln werden als verwerflich angesehen, solange sie nicht der körperlichen Regeneration dienen . Aus damaligen statistischen Studien ging hervor, das hohe technische Berufe zu meist von protestantischen Arbeitern verübt werden, auch besuchen protestantische Kinder häufiger Kaufmännische Schulen, hingegen Kinder von katholischen Eltern „humanistische“ Schulen besuchen (vgl. Max Weber,1905, S.20). Max Weber folgert aus diesen statischen Aussagen „ In diesen Fällen liegt zweifellos das Kausalverhältnis so, dass die anerzogene geistige Eigenart, und zwar hier die durch die religiöse Atmosphäre der Heimat und des Elternhauses bedingte Richtung der Erziehung, die Berufswahl und die weiteren beruflichen Schicksale bestimmt hat.“ (vgl. Max Weber,1905, S. 22) Zur Erhaltung des Kapitalismus ist eine starke Arbeitsmoral, wie sie der asketische Protestantismus verkörpert, unabdingbar.
3.1 Kritik der Kultur-Hypothese
Weber argumentierte Hauptsächlich mit der Verbindung zwischen dem Protestantismus und wirtschaftlichen Erfolg. Dieser wirtschaftliche und industrielle Erfolg zeichnete sich im 19. Jahrhunderts in England und den Niederlanden als erstes ab. Beide Länder waren entweder, protestantisch, wie England oder calvinistisch, wie die Niederlande geprägt. Zwei Religionslehren mit welchen Weber einen starken Arbeitsethos verband (vgl. Max Weber,1905, S.12). Er argumentierte dahingehend, dass die industrielle Revolution diese beiden Länder als erstes erreichte, aufgrund der weiten Verbreitung von Protestantismus und Calvinismus. Die Fragen die hier gestellt werden muss, ist, steht die Religion in einen engeren Zusammenhang mit wirtschaftlichen Erfolg und, wenn ja kann durch diese Theorie die globalen Unterschiede heute noch erklärt werden ? Der wirtschaftliche Vorsprung von hauptsächlich protestantisch oder calvinistisch geprägten Ländern hielt nur für eine kurze Zeit an (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Katholisch geprägte Länder wie Frankreich und Italien holten diesen Unterschied schnell auf. Damit zeigen sie, das der wirtschaftliche Erfolg eines Landes nicht von der Religion und dem damit verbundenen Arbeitsethos abhängig ist. Einer der Gründe warum die Niederlande und England früher zu wirtschaftlichen Erfolg gelangten war, das ihre jeweiligen Machthaber innovative Ideen, wie die Dampfmaschine früher duldeten hingegen andere Machthaber, wie zuvor es auch in England praktiziert worden ist, Innovationen dieser Art ablehnten, da sie um ihre Macht fürchteten. Ebenso können Süd- und Nordkorea als Beispiel genommen werden. Der Süden hat ein pro Kopf Bip in der Höhe von Portugal oder Spanien, hingegen der Norden zu einer der ärmsten Regionen der Welt zählt (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Beide Länder teilten eine gleiche Kultur und Geschichte als sie 1948 von einander getrennt worden, seitdem entwickelten sie sich trotz aller zuvor bestandenen Gemeinsamkeiten komplett unterschiedlich. Über China wurde lange zeit behauptet, das die dort ansässige Religion und die damit verbundene Arbeitsmoral dem wirtschaftlichen Erfolg im Wege steht (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014).Wie wir heute wissen ist das nicht der Fall, denn China zählt du zu den weltweit erfolgreichsten Wirtschaftsnationen mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum in den letzten zehn Jahren zwischen 7% und 12 %. Somit kann nicht bestätigt werden, das es einen Zusammenhang zwischen Religion und ökonomischen Erfolg gibt. Allerdings kann mit der Kultur-Hypothese die Festsetzung von sozialen Normen und Moralvorstellungen erklärt werden und die damit verbundenen Institutionen (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Eine weitere Erklärung warum manchen Nationen, wie die europäischen, früher zu wirtschaftlichen Erfolg gelangten und ein stabileres Staatssystem vorweisen können, und warum z.B. asiatische Nationen, erst später oder bis jetzt noch keinen wirtschaftlichen Erfolg verbuchen konnten wird nun im nächsten Abschnitt näher behandelt.
4.1 Die Institutionen-Hypothese
Daron Acemoglu und James Robinson argumentieren in ihrem Sachbuch „Warum Nationen scheitern“, dass der Verfall oder Erfolg von Staaten von ihrer jeweiligen Wahl der Institutionen und von den damit verbunden Regeln und Normen abhängt. Sie stellen sich, wie bereits oben aufgeführt, damit gegen Theorien, wie die Geographie- oder Kulturtheorie und versuchen anhand ihrer Institutionentheorie die interkontinentale Ungleichheit zu erklären. Acemoglu und Robinson machen den wirtschaftlichen Erfolg, die Stabilität oder den Handlungsspielraum von inklusiven Wirtschaftsinstitutionen und den damit verbunden inklusiven politischen Institutionen abhängig (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Als Bedingung für eine blühende Wirtschaft und einen funktionierenden Staat sind für Robinson und Acemoglu inklusive politische Institutionen unabdingbar. Doch was ist mit inklusiven Institutionen gemeint. Das Wort inklusiv bedeutet, einbeziehend bzw. einbindend. Also sind mit inklusiven politischen Institutionen, solche Institutionen gemeint, welche den Bürger mit in die politischen Gestaltungsprozesse mit einbezieht, sie sind also für jedermann zugänglich (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014) . Extraktive politische Institutionen stellen, das gegenteilige dar. Mit extraktiven sind ausschließende Institutionen gemeint, also Institutionen zu denen der Großteil der Bevölkerung keinen Zugang hat, sondern nur eine kleine Gruppe von Eliten (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Politische Institutionen spielen in jedem Staat eine zentrale Rolle. Sie legen die Regeln für das interagieren einzelner Gruppen fest, bestimmen welche Bevölkerungsanteile politischen Einfluss erhalten und welche nicht an der politischen Gestaltung beteiligt werden (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Ist der politische Einfluss auf eine kleine Gruppe von Personen beschränkt, wie es in absolutistischen Regimen oder Monarchien gang und gebe ist, so wird von extraktiven politischen Institutionen gesprochen. Hat jedoch ein großer Teil oder gar die gesamte Gesellschaft die Möglichkeit an der Gestaltung des Staates, der Institutionen und der damit verbunden Regeln teilzuhaben ist die Rede von inklusiven politischen Institutionen (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Um eine Beteiligung der Bürger im Sinne von inklusvien Institutionen zu schaffen spielen zwei weitere Faktoren mit ein. Zum einen ist für die Schaffung von inklusiven Institutionen die ausreichende Zentralisierung des Staates so wie die Schaffung von Pluralismus notwendig. Die Zentralisierung ist für die Stabilität und die Machtverteilung innerhalb des Staates maßgeblich (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Ist der Staat dezentral und es gibt einzelne Gruppen, welche zu unterschiedlichen Teilen Macht und Einfluss haben, aber keiner dieser Gruppen über einen erheblichen höheren Einfluss verfügt als die anderen, so kann es nicht zu einer Zentralisierung kommen. Dies lässt sich am Beispiel Somalia verdeutlichen. Die Gesellschaft in Somalia besteht aus einer Vielzahl untereinander konkurrierender Clans. Keiner dieser Clan besitzt über ausreichend Macht, um den Staat zu zentralisieren. Dies führt dazu das Recht und Ordnung nicht geschaffen werden könne, da jeder Klan in seinem eigenen Einflussbereich nach seinen Regeln agiert. Außerdem ist das durchsetzen von politischen Entscheidungen nahe zu unmöglich, da Vorschläge von einer Gruppe durch die konkurrierende Gruppe zerschlagen werden (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Eine Zentralisierung ist also enorm wichtig für die Bildung und Aufrechterhaltung eines inklusiven politischen Systems. Des weiteren muss es für den Bürger die Möglichkeit geben sich in Organisationen, Verbänden und Gruppen zu organisieren zu können, um mit anderen Bürgen einen Meinungskonsens zu bilden und mit diesem an die regierenden zu treten. Sprich Pluralismus ist ein weiterer maßgeblicher Faktor dafür, das von inklusive politische Institutionen gesprochen werden kann. Soweit zu den Bedingungen für inklsuvie politische Institutionen (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014).
Inklusive politische Institutionen sind eng mit inklusiven Wirtschaftsinstitutionen verbunden. Gibt es inklusive Wirtschaftsinstitutionen so ist davon auszugehen, das die politischen Institutionen inklusiv sind. Dies liegt daran, dass durch die teilhabe habe aller Bürger an politischen Institutionen geregelt wird, dass ein jeder eine Firma oder Betrieb gründen kann und Kapital besitzen darf. In exktraktiven politischen Institutionen ist nur ein kleine Gruppe von Eliten an der Gestaltung der Politik beteiligt und diese kleine Gruppe wird auch in Ihrem Interesse ihre Wirtschaftsinteressen vertreten. Mit inklusvien Wirtschaftsinstitutionen wird jeden Bürger der Anreiz bzw. die Möglichkeit gegeben sich in das wirtschaftliche Leben zu integrieren. Ihm wird die Möglichkeit geben seine Innovationen oder Ideen zu verwirklichen. Um von inklusiven Wirtschaftsinstitutionen sprechen zu können muss jeden Bürger gewährleistet werden, dass er Eigentumsrechte hat und sich diese und andere Rechte auf einen objektiven Rechtsstaat stützen (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Somit ist klar, um breiten Wohlstand innerhalb eines Landes zu schaffen müssen inklusive Wirtschaftsinstitutionen in Verbindung mit inklusiven politischen Institutionen bestehen. Natürlich müssen auch öffentliche Dienstleistungen, wie eine gut ausgebaute Infrastruktur und Regelungen für einen fairen Wettbewerb getroffen werden, da diese im Interesse aller sind werden diese Bedingungen zumeist umgesetzt (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014)
Um die Institutionentheorie zu veranschaulichen bedienen sich Robinson und Acemoglu am Beispiel Süd- und Nordkorea. Hier herrschen keine unterschiedlichen geographischen oder kulturellen Bedingungen (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Vielmehr lässt sich die Ungleichheit der beiden Staat durch unterschiedliche politische und wirtschaftliche Institutionen erklären. Den Menschen in Nordkorea wird jeglicher Zugang zur Wirtschaft verwehrt, alle Betriebe, Einrichtungen oder Fabriken werden von staatlicher Hand geführt, bzw. von einer kleinen elitären Gruppe, die sich im Einflussbereich des Herrscherhauses bewegen, geführt. Im Gegensatz dazu zählt der Süden durch seine inklusive Wirtschaftsinstitutionen zu einer der stärksten Wirtschaftsnationen der Welt. Jeder Bürger hat die Möglichkeit seinen eigenen Betrieb zu eröffnen und seine Rechte sind durch einen stabilen Rechtsstaat geschützt. Auch wenn sich der Norden Koreas als Demokratische Volksrepublik bezeichnet ist allgemein bekannt, dass die Bevölkerung in Nordkorea keinerlei Möglichkeiten hat sich am politischen Gestaltungsprozess zu beteiligen. Sie kann also ihre Interesse gegenüber den regierenden nicht vortragen und wird somit aus politischen Belangen ausgeschlossen. Durch die nicht Teilhabe an politischen Prozessen, sind die Rechte der Bevölkerung in Nordkorea stark eingeschnitten, sie haben keine Eigentumsrechte und eine objektives Rechtssystem ist auch nicht gegeben (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014). Der Süden Koreas wurde zwar einige Zeit von Militärputschen und durch eine instabile Demokratie erschüttert, dennoch kann er heute ein starkes Rechtssystem aufweisen, welches die Interessen und Rechte der Bürger in Südkorea vertritt. Das Beispiel Nordkorea zeigt das durch den Ausschluss der Bevölkerung an Wirtschaft und Politik durch extraktive Institutionen die Bevölkerung total verarmt, hingegen der Süden an wirtschaftlichen und politischen Belangen beteiligt wird und somit die breite Masse der Bevölkerung in Südkorea in Wohlstand lebt (vgl. Daron Acemoglu u. James Robinsons, 2014)