Hexen und Hexenprozesse - Auszug aus einer Hausarbeit

1 Allgemeines

In Europa waren Hexenverfolgungen im engeren und im weiteren Sinn während des größten Teils der Geschichte illegal.[1] Das Zeitalter der legalen Hexenverfolgungen begann in Europa 1430 und endete um 1780. Der Höhepunkt der Hexenverfolgung ereignete sich in den Jahrzehnten zwischen 1560 und 1630.[2] In dieser Zeit starben ein bis neun Millionen Menschen als Zauberer und Hexen den Feuertod. Die Zahlen schwanken allerdings in den verschiedenen Quellen.[3]

[1] Wolfgang Behringer, Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung . München 2005, S. 32

Erstellt von Sarschenk vor 9 Jahren
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[2] Wolfgang Behringer, Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung, S. 35

[3] Evelyn Heinemann, Hexen und Hexenglauben. Frankfurt 1986, S. 10

1.1 Wortherkunft „Hexe“

Der Begriff „Hexe“ lehnt sich an „hägtesse“ an, das soviel wie „kluges, verschmitztes Weib“ bedeutet,[1] beziehungsweise an „hagazusa/hagazussa“. Diese Wörter bedeuten „Heckenfee“ oder „Zaunreiterin“ (Hag=Zaun, Hofeinfriedung).[2] Die Hexe wird als Wesen gesehen, das vom erhöhten Blickpunkt eines Zaunes sowohl in die diesseitige, als auch in die jenseitige Welt schauen kann.[3] Die europäische Hexenvorstellung war vorwiegend (75%-80%)[4], aber nicht ausschließlich weiblich: einer der ersten Prozesse, in denen das Wort Hexerei („Hexereye“), erschien wurde 1419 in Luzern gegen einen Mann geführt.[5]

[1] Jakob Grimm, Deutsche Mythologie. Göttingen 1854, S. 992

[2] Georg Schwaiger, Teufelsglaube und Hexenprozeß. München 1988, S. 41

[3] vgl. Martina Ruhl, Das Phänomen der Hexenverfolgung. Münster 1990, S. 4

[4] Wolfgang Behringer, Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung, S. 67

[5] Johannes Dillinger, Hexen und Magie. Frankfurt 2007, S. 21

1.1 Hexen und Hexerei

Hexen wurden märchenhafte Fähigkeiten zugeschrieben. Dazu gehörten der Flug durch die Luft, Tierverwandlung, Zukunftsvorhersage und die Beeinflussung des Laufs der Natur. Die als Hexe beschuldigte Frau war in der Regel eine am Rande der Gesellschaft lebende, ältere Frau, die, da wirtschaftlich schwach, auf Bittgänge angewiesen war.[1] Das Charakteristikum der Hexerei war der Kontakt zwischen Mensch und Dämon.[2] Die Personifizierung des Bösen und dem übernatürlichen Feind des Christengottes.[1] Ohne einen Pakt mit dem Teufel war keine dämonische Magie vorstellbar; der Teufel lässt sich vom Menschen nicht zwingen, er dient ihm freiwillig, aber nicht unentgeltlich.[2] Die Hauptverpflichtung der Hexe gegenüber dem Teufel bestand darin, dass sie bemüht sein musste, mit Hilfe und nach dem Bescheid des Teufels die Christen an Leib und Seele, an Hab und Gut zu schädigen und zu verderben. Dabei ist zu beachten, dass die Hexen, wenn sie Schaden stiften wollten, immer vereinzelt, fast nie in Gemeinschaft mit anderen operierten.[3]

[1] Brian P. Levack, Hexenjagd. Die Geschichte der Hexenverfolgungen in Europa, S. 20

[2] Wilhelm Gottlieb Soldan, Heinrich Heppe und Max Bauer, Geschichte der Hexenprozesse. Köln 1999, S. 295

[3] Wilhelm Gottlieb Soldan, Heinrich Heppe und Max Bauer, Geschichte der Hexenprozesse, S. 286

[1] Evelyn Heinemann , Hexen und Hexenglauben, S. 103

[2] Johannes Dillinger, Hexen und Magie, S. 21

1.1 Definitionen von Hexerei

Eine allgemeingültige Definition von Hexerei existiert nicht, aber fast ausnahmslos bezeichnet das Wort die Ausübung von Magie durch eine gewisse Art von mechanischer, manipulativer Handlung. Hexerei ist eine erworbene Fähigkeit. Alle Magie, ob wohltätig oder schadenstiftend, ist entweder hohe oder niedere Magie. Zur hohen Magie gehört zum Beispiel die Alchemie. Niedere Magie erforderte keine oder nur geringe formale Kenntnisse. Sie beschränkt sich in der Regel auf einfache Zaubersprüche.[1]

In der europäischen Kultur war die Perspektive der christlichen Dämonenlehre grundlegend für die Definitionen von Hexerei. Nach Augustinus (345-430) beruhte jede Form der Magie, sowohl schwarze als auch weiße, auf einem ausdrücklichen oder stillschweigenden Pakt mit dem Teufel. Für Burchard von Worms (965-1025), ein mittelalterlicher Theologe, waren Hexen Personen, die sich selbst, durch teuflische Illusionen verblendet, Kräfte zuschrieben, die sie in Wirklichkeit nicht besaßen. Heinrich Kramer/Institoris (1430-1505), der Verfasser des Malleus Maleficarum (Hexenhammer) und andere spätmittelalterliche Theologen, sahen in den Hexen Mitglieder einer großen, gegen die christliche Gesellschaft gerichteten Verschwörung, die durch Gottes Zulassung immensen Schaden anrichten konnten und vernichtet werden mussten. Frühneuzeitliche Verfolgungsgegner wie Johann Weyer (1515-1588) konnten dagegen in den angeblichen Hexen nur melancholische Frauen erkennen, denen man mit Nachsicht und Liebe begegnen sollte, um sie von...

[1] Brian P. Levack, Hexenjagd. Die Geschichte der Hexenverfolgungen in Europa, S. 17f.

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