Lerntagebuch (Orientierungspraktikum Lehramt BA)

Erstellt von tascha vor 6 Jahren
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X. LerntagebuchDeeskalationMathematikunterricht4.KlasseSituation:Im Mathematikunterricht gab es einen Vorfall, der auf jeden Fall im Schulalltag vorkommt, aber bestimmt nicht alltäglich ist. Aufgefallen ist ein Schüler, der des Öfteren bereits auch in anderen Unterrichtsstunden aufgefallen ist. Die Lehrerin erfragte, wer die Hausaufgaben nicht hat und schrieb die Kinder auf, die ohne Hausaufgaben waren. Bei der Hausaufgabenbesprechung dann fiel auf, dass ein Schüler gar keine Hausaufgaben hatte, sich aber vorher nicht gemeldet hatte. Die Lehrperson war darüber erbost und machte dem Schüler deutlich, dass es kein Problem sei, einmal Hausaufgaben zu vergessen, sie jedoch ein großes Problem damit habe, wenn sie vorsätzlich getäuscht wird. Der Schüler reagierte bockig und es ergab sprichwörtlich ein Wort das andere und der Konflikt spitzte sich zu bis der Schüler erst sein Mathematikheft auf den Boden warf, dann aufstand, seinen Stuhl umschubste und wütend aus dem Klassenraum ging. Der Schüler saß den Rest der Stunde mit verschränkten Armen im Flur unter der Garderobe und hat den Unterricht boykottiert. Die Lehrperson ließ ihn da sitzen und ignorierte das Verhalten, um ihren Unterricht nicht unnötig lang zu unterbrechen. Reflexion:Die Frage ist nun, wie kann ich als angehende Lehrperson aus einer solchen Situation lernen. Hätte ich genauso gehandelt wie die Lehrerin oder hätte ich etwas anders gemacht? Nachvollziehen kann ich das Verhalten der Lehrerin auf jeden Fall, eine vorsätzliche Täuschung sollte man auf keinen Fall durchgehen lassen. Überlegenswert ist nur, ob man die Situation so hätte lösen können, dass die Eskalation des Konfliktes ausgeblieben wäre. So wie es in diesem Fall ausgegangen ist, scheint es vielmehr so, dass der Schüler denke ich nicht begriffen hat, dass die Lehrerin ihm da eindeutig eine Grenze setzen wollte, sondern diese sogar eher als "Verliererin" aus der Situation hervorgegangen ist. Wobei man die Situation auch anders betrachten könnte. Vielleicht wird das Ignorieren des bockigen Schülers vor dem Klassenraum von ihm überhaupt nicht als "Sieg" über die Lehrperson angesehen? Wenn der Schüler damit nur mehr Aufmerksamkeit provozieren und den Unterricht zerstören wollte, indem die Lehrerin vor der Tür mit ihm weiterdiskutiert, hätte er sein Ziel ja nicht erreicht, weil die Lehrerin ihn mit Ignoranz gestraft hat. Wenn es allerdings ein Machtspiel à la "Wer gibt als Erster auf?" war, dann denk ich schon, dass der Schüler in dieser Situation als Sieger hervorgegangen ist.Aussicht:Göppel (2007) stellt in seinem Buch zwei Eskalationsanalysen vor. Die eine ist von Matthias Schwabe aus dem Jahre 1996, die andere von Geoffrey Colvin aus 2000. Schwabes Modell ist ein 5-Phasen-Modell mit den Phasen "Das Konfliktfeld abstecken" (Phase 1), "Aufschaukeln- bis an die Grenzen gehen" (Phase 2), "Eskalations-Sog/ an den Grenzen" (Phase 3), "Höhepunkt" (Phase 4) und zuletzt die "nachträgliche Klärung des Konflikts" (Phase 5).Colvins Modell ist eine Art Erregungskurve mit den Phasen Ruhe, Auslöser, Erregung, Akzeleration, Höhepunkt, Deeskalation und Erholung. Der Verlauf ist prinzipiell bei beiden Modellen gleich, nur etwas anders benannt. Start ist meist ein Auslöser, der zumeist versucht wird noch auf sachlicher Ebene geklärt zu werden, ehe er dazu führt, dass das Erregungsniveau steigt und sich beide Interaktionspartner gegenseitig hochschaukeln, bis es dann zu Frusthandlungen kommt, die teils auch mit (körperlichen) Aggressionshandlungen einhergehen.Neben diesen Analysen von Eskalationen ist es natürlich aus Lehrersicht interessant, wie man sich in derartigen Situationen verhalten sollte, damit es erst gar nicht zum "Höhepunkt" kommt. Colvin nennt vier Hauptaspekte, die eine wichtige Rolle spielen: Ruhe, Respekt, Gelassenheit und Abstand. Wichtig ist es vor allem, zu versuchen in derartigen Situationen erst einmal selber Ruhe zu bewahren. Man sollte versuchen, mit ruhiger und leiser Stimme zu reden, um das Erregungsniveau niedrig zu halten. Dabei sollte man so sachlich wie möglich bleiben und auch die eigene Körpersprache anpassen, um ein allgemeines ruhiges Erscheinungsbild zu wahren und die Schüler nicht durch einen Widerspruch zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation unnötig zu verwirren. Wichtig ist auch die Distanz, nähere Distanzen führen eher dazu, dass Situationen eskalieren. Drohungen sei es nonverbaler oder verbaler Art, sollen vermieden werden. Zwar ist es mit Sicherheit nicht möglich, jegliche Eskalationen im Schulalltag zu vermeiden, jedoch kann man als Lehrperson versuchen, diese so weit wie möglich einzuschränken oder auf einem niedrigen Niveau zu halten (vgl. Göppel 2007: 90 ff.).Literatur:Göppel, Rolf (2007). Lehrer, Schüler und Konflikte. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

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