Messung von Veränderungsprozessen – Erfolgsfaktoren und Bewertungskriterien
Öffentliche Verwaltungen weisen aufgrund ihrer spezifischen Rahmenbedingungen wie zum Beispiel dem fehlenden Wettbewerb eine eher stabile Verfassung auf. Sie haben sich in den letzten Jahren und Jahrzente im Vergleich zu privatwirtschaftlich ausgerichteten Organisationen in weit geringerem Tempo Veränderungen unterwerfen müssen.
Um das Umfeld der öffentlichen Verwaltung zu verstehen, sollte man vor Augen halten, dass historisch gewachsene Strukturen vorliegen, die den heutigen Ansprüchen zum Teil nicht mehr gerecht werden, die aber nur mit erheblichen Anstrengungen aufgebrochen werden können. Die Gründe für Change Management sind vielfältig. Manchmal sind Veränderungen verwaltungsintern gewollt. Vielfach gibt aber erst ein von aussen wirkender Veränderungsdruck den Anstoss. Technische Neuerungen, wirschaftliche Zwänge oder auch demografische Entwicklungen lassen z.B. das Arbeitsumfeld nicht unbeeinflusst.
Veränderungsprozesse sind häufig mit grossen finanziellen Aufwendungen und erheblichen Turbulenzen verbunden, so erscheint die Forderung einer systematischen Überprüfung des Erfolges nicht unbegründet. Neben den klassischen wirtschaftlichen Kenngrössen sind im Laufe der letzen Jahre zunehmend auch die so genannten „weichen" Faktoren in den Fokus gerückt. Mit der Orientierung und dem Einbezug der Mitarbeiter als wesentliche Stellgrösse für die erfolgreiche Umsetzung eines Veränderungsprojektes orientiert sich die Erfolgsbewertung eines Veränderungsprozesses mehr und mehr auch an der Beurteilung von klima- und zufriedenheitsbezogenen Kriterien. Der spezifische Charakter des Change-Prozesses führt dazu, dass Kontrolle nicht nur darauf gerichtet ist, z.B. Kosten zu senken, die Produktivität zu erhöhen, Zeit einzusparen und/oder die Qualität bestimmer Produkte oder Leistungen zu verbessern. Change-Controlling hat unter anderem das Ziel, mögliche Fehlentwicklungen der Veränderung frühzeitig zu erkennen, damit geeignete Steuerungsmaßnahmen rechtzeitig eingesetzt werden können sowie Akzeptanz für Veränderungen zu schaffen. Das Auffinden geeigneter Messgrössen oder Bewertungskriterien ist, wie deren Nutzbarmachung, eine der kritischen Voraussetzungen in der Erfolgssteuerung von Veränderungsprozessen.
In der Fachliteratur finden sich eine Reihe von erfahrungsbasierten, aber auch wissenschaftlich gestützten Konzepte, welche die Ursachen für Erfolg und Misserfolg von Veränderungsprozessen thematisieren. Dabei wird deutlich, dass es in diesem Bezugsfeld offensichtlich kein übergreifendes, bzw. allgemeingültiges Erfolgsmodell gibt (Classen, 2010, S. 53). Was bislang fehlt, ist ein Diagnose- und Messinstrument, das anzeigt, wo genau welche Punkte des Kennens, Könnens, Wollens und Sollens in Bezug auf die Veränderungszielgrössen, wie zum Beispiel Wachstumssteigerungen oder Unternehmenswerte vorhanden sind bzw. Fehlen.