Methoden des Speed-Readings zur Bewältigung der Informationsflut
1 Einleitung
„Ist die Zeit das Kostbarste unter allem, so ist Zeitverschwendung die allergrößte Verschwendung.“[1]
Dies erkannte bereits Benjamin Franklin im 18. Jahrhundert.
Diese wissenschaftliche Arbeit beschäftigt sich mit den Methoden des Speed-Readings zur Bewältigung der Informationsflut. Diese Methoden können gezielt eingesetzt werden, um Informationen schneller zu verarbeiten und benötigtes Wissen besser aufzunehmen.[3]
Zur Erstellung dieser Arbeit wurde Literatur über das Thema Speed-Reading recherchiert und analysiert. Daraus wurden 4 Methoden ausgewählt, die in dieser Arbeit vorgestellt werden. Die Auswahl erfolgte Aufgrund der Einfachheit diese zu erlernen und der Nutzen der sich aus der Anwendung dieser ergibt. Zu Beginn dieser Arbeit wird die Fähigkeit des Lesens erläutert und zusätzlich auf weitverbreitete Leseprobleme eingegangen, die die Lesegeschwindigkeit verlangsamen. In dem darauf folgenden Kapitel Speed-Reading werden unterschiedliche Methoden zur Steigerung der Lesegeschwindigkeit vorgestellt. Abschließend werden die Vor- und Nachteile die sich aus der Anwendung dieser Methoden ergeben kritisch betrachtet.
Innerhalb dieser Arbeit wurde die Anwendung von Speed-Reading im privaten Bereich, wie z.B. das Lesen von Romanen oder Zeitschriften, nicht berücksichtigt. Da dies zur Entspannung und als Zeitvertrieb dient, sollte in diesem Bereich ohne Eile und Hektik gelesen werden.
2 Lesen
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Lesen im Allgemeinen. Dabei wird der Leseprozess an sich und die Probleme die währenddessen auftreten können erläutert. Zusätzlich wird auf die Messbarkeit des Lesens eingegangen.
2.1 Lesevorgang
„Lesen bedeutet etwas Geschriebenes, einen Text mit den Augen und dem Verstand zu erfassen.“[4]
Die Grundlage für das Lesen ist das Alphabet und die Vokalisierung der einzelnen Buchstaben. Dies wird Kindern in Deutschland bereits in der ersten Klasse entweder über die phonetische oder der „Schau-und-Sprich“ Methode beigebracht. Dabei lernen die Kinder jeden Buchstaben eines Wortes zu entziffern und laut mitzulesen, um so eine Assoziation zwischen dem Geschriebenen und den Klängen zu bilden. Durch Wiederholen dieses Vorgangs wird das Lesen erlernt. Nach einiger Zeit werden Wörter als ganzes erkannt und zu Sätzen zusammen gereiht.[5]
Um den Lesevorgang zu verstehen muss kurz das Zusammenspiel zwischen Augen und Gehirn erläutert werden. Die von der Netzhaut aufgenommenen Bilder werden an den Sehnerv übergeben und anschließend an den Hinterhauptlappen geschickt. Dieser sitzt im hinteren Teil des Gehirns und ist für den visuellen Bereich zuständig. Die Augen erfassen während des Lesevorgangs Wörter und senden diese an den Hinterhauptlappen damit das Gehirn sie aufnehmen und verarbeiten kann. Dies geschieht nicht in einer fließenden Bewegung sondern die Augen fixieren einen Punkt, nehmen 2-3 Wörter auf und gehen anschließend einen Schritt weiter um den Vorgang zu wiederholen.[6]
2.1.1 Probleme
Es gibt diverse Angewohnheiten die unsere Lesegeschwindigkeit bremsen. Eines der größten Probleme ist die Subvokalisierung. Hierbei werden die Wörter, die gelesen werden, mit den Lippen mit gesprochen. Dies führt zu einer Verlangsamung der Lesegeschwindigkeit. Die Ursache für dieses weit verbreitete Problem ist die Methode mit der das Lesen gelernt wurde. Dies ist meist die phonetische oder „Schau-und-Sprich“ Methode (s. Kapitel 2.1 Lesevorgang).[7]
Ein weiteres Problem, welches sich negativ auf die Lesegeschwindigkeit auswirkt, ist die Regression. Darunter wird das unbewusste zurückspringen auf bereits gelesene Textpassagen verstanden. Dieses wiederholte Lesen wird teilweise bewusst verwendet, um schwierige Inhalte besser zu verstehen. In Untersuchungen wurde festgestellt, dass das sprunghafte Wiederholen von Texten das Textverständnis nicht erhöht.[8] Um Texte richtig zu verstehen, werden diese häufig auch bewusst langsamer gelesen. Die Forschung hat jedoch gezeigt, dass das Textverständnis höher ist wenn schneller gelesen wird. Das menschliche Gehirn kann so die Informationen aus dem gelesenem viel besser verstehen und aufnehmen.[9]
2.1.2 Messbarkeit
Die Lesegeschwindigkeit wird in der Anzahl der Wörter die pro Minute (WpM) gelesen werden ermittelt. Zur Ermittlung des individuellen Lesetempos werden die Wörter gezählt, die der Leser innerhalb einer Zeitvorgabe lesen kann. Hier werden Geschwindigkeiten von weit mehr als 1000 WpM von trainierten Lesern erreicht, der durchschnittliche Leser liegt zwischen 150 und 240 WpM. Zusätzlich zur Lesegeschwindigkeit wird noch das Textverständnis gemessen. Dies geschieht in dem der Leser Fragen, zu dem gelesenen Text, richtig beantworten muss. Hierbei müssen aber die Vorkenntnisse der jeweiligen Person mit einbezogen werden, um das Leseverständnis genau messen zu können. Da es durch bereits vorhandenes Wissen möglich ist, einige der gestellten Fragen zu beantworten ohne den Text gelesen zu haben.[10]
3 Speed-Reading
Dieses Kapitel befasst sich mit den bekanntesten Techniken des Speed-Reading.
3.1 Schnell Lesetechniken
Eine Technik zur Verbesserung der Lesegeschwindigkeit ist die Nutzung von Lesehilfen. Hierbei werden die Augen von einer Lesehilfe, z.B. einem Stift, geführt. Der Stift wird unterhalb der Zeile, die gelesen werden soll, angesetzt und in einer fließenden Bewegung von links nach rechts geführt. Dadurch wird ein zurückspringen der Augen, die Regression (s. Kapitel 2.1.1 Probleme), verhindert. Daraus resultiert ein geringerer Arbeitsaufwand für die Augen und eine Zeitersparnis, da gewisse Textteile nicht erneut gelesen werden müssen. Diese Technik ist einfach zu erlernen, da diese bereits in der Grundschule angewendet wurde.[11]
Auch die Erweiterung der Blickspanne ist eine wirkungsvolle Methode zur Erhöhung der Lesegeschwindigkeit. Um die Blickspanne komplett auszunutzen werden bei dieser Methode die Punkte an denen die Augen stoppen, bewusst so gesteuert, dass so viele Wörter wie möglich aufgenommen werden. Der Lesevorgang startet dabei nicht mit dem erstem Wort einer Zeile sondern einige Wörter weiter, sodass sich das erste Wort am äußeren Rand der Blickspanne befindet. Trotzdem werden dabei alle Wörter die sich innerhalb der Blickspanne befinden erkannt, da unsere Augen bis zu 6 Wörter gleichzeitig aufnehmen können.[12]
Eine weitere Methode sind Meta-Lesehilfen. Unter Meta-Lesehilfen fallen verschiedene Methoden, die die fotographische Fähigkeit des Augen-Gehirn-Systems nutzen, um sich einen schnellen Überblick über den Text zu verschaffen. Dabei wird der Text nicht wie gewohnt von links nach rechts und Zeile für Zeile gelesen sondern in Form eines „S“, rückwärts oder auch vertikal überflogen. Das Auge bewegt sich also in einer bestimmten Bewegung über den Text, nimmt ihn auf und speichert ihn in der visuellen Gehirnrinde. Sobald das Gehirn nun wieder stimuliert wird, z.B. erneutes Lesen des Textes, ruft es diese Informationen wieder ab. Durch diese Methode wird das Textverständnis erhöht.[13]
Photoreading ist eine weitere Methode die das Textverständnis erhöht. Diese Methode nutzt, genau wie die Meta-Lesehilfen, die fotographische Fähigkeit unseres Gehirns, um bis zu 25000 WpM unbewusst aufzunehmen.[14] Dies geschieht indem das Auge auf jeder Seite einen bestimmten Punkt fixiert, zugleich wird damit verhindert, dass der Text gelesen wird. Dieser Vorgang wird Seite für Seite wiederholt. Die so aufgenommenen Informationen werden im Unterbewusstsein gespeichert und zum Beispiel durch gezielte innere Fragestellung wieder abgerufen.[15]
4 Pro / Contra des Speed-Reading
Speed-Reading bietet viele Vorteile und natürlich auch Nachteile. Der größte Vorteil ist die Zeitersparnis, die sich durch die Anwendung der verschiedenen Methoden ergibt. So kann Speed-Reading, bei einer durchschnittlichen Lesegeschwindigkeit von 250 WpM, das Lesetempo um 100 Prozent steigern.[16] Bei einer durchschnittlichen Lesedauer (Schüler, Studenten und Berufstätige) von ca. 2 Stunden pro Tag können so ca. 7 Stunden in der Woche eingespart werden.[17] Das erhöhte Lesetempo führt zusätzlich noch zu einem gesteigerten Textverständnis. Das menschliche Gehirn kann ab einer Geschwindigkeit von 400 WpM die Informationen in sinnvollen Blöcken organisieren und somit besser aufnehmen. Der Textinhalt wird so schneller erkannt wodurch ein erneutes Lesen einzelner Textpassagen entfällt.[18] Bei einer Lesegeschwindigkeit von 250 WpM arbeitet das Gehirn mit etwa 25 Prozent seiner Leistungskraft. Bei dieser Geschwindigkeit sind die Informationen bereits verarbeitet bevor neue nachgeliefert werden. Unterbricht der Fluss an Informationen hat das Gehirn Zeit gedanklich abzuschweifen. Diese Phasen machen ca. 15 Prozent der Zeit während des Lesevorganges aus. Wird die Lesegeschwindigkeit erhöht muss das Gehirn sich mehr auf den Text konzentrieren, was ein gedankliches abschweifen verhindert und Zeit spart.[19]
Ein Nachteil besteht darin, dass zu schnelles Lesen auch Leseprobleme hervorrufen kann. Dies kann bei Lesern geschehen die schon mit einer hohen Geschwindigkeit Lesen und versuchen diese mit weiteren Hilfsmitteln, wie zum Beispiel einem Metronom, noch zu steigern. Bei diesen Lesern sind die Punkte an denen das Auge anhält um Wörter aufzunehmen so trainiert, dass kein Wort zu viel erblickt wird. Hierbei überlappen sich die Blickspannen also nicht mehr sondern berühren sich gerade noch. Wird dann versucht das Lesetempo zu steigern berühren sich die Blickspannen nicht mehr und die Blicke verlassen die gewohnte Textsystematik. Die Augen suchen dann andere Reize, wie zum Beispiel Lücken und Leerzeichen, und halten an diesen an.[20] Des Weiteren lässt bei zu schnellem Speed-Reading das Textverständnis wieder nach, da nur noch Bruchstücke des Textes aufgenommen werden.[21]
5 Fazit
Diese wissenschaftliche Arbeit zeigt, dass durch den Abbau von Leseproblemen und durch das Speed-Reading die Lesegeschwindigkeit und das Textverständnis deutlich gesteigert werden kann. Die vorgestellten Methoden können also bei der Bewältigung der alltäglichen Informationsflut helfen und dabei zusätzlich Zeit sparen. Auch in anderen Lebensbereichen in denen viele Informationen verarbeitet werden müssen und Wissen aufgenommen wird, wie z.B. dem Studium, kann Speed-Reading sinnvoll eingesetzt werden.
Die verschiedenen Methoden des Speed-Reading sind schnell und einfach durch Übungen in Fachbüchern oder in Seminaren zu erlernen. Die hier vorgestellten Methoden haben ein breites Anwendungsgebiet. Es muss aber Individuell geprüft werden, welche Methode für welchen Bereich das beste Ergebnis erzielt.
[1] Benjamin Franklin, zit. nach ADDIN CITAVI.PLACEHOLDER