Veröffentlichung eines Artikels in einer Berliner Tageszeitung
Koloss mit vielen Gesichtern
Modrig-kalte Luft schlägt einem entgegen, steigt man in die dunkle Unterwelt hinab. Wellen von Gänsehaut treffen auf Neugier. Der Fichtebunker in Kreuzberg zeigt im Untergeschoss seine wechselvolle Geschichte. Der eigentliche Zweck: Gasometer. Er diente zur Versorgung gasbetriebener Straßenbeleuchtung. Der denkmalgeschützte Bau ist der älteste und einzige erhaltene Steingasometer in Berlin von 1874 – ein Werk der Bauingenieure Johann Wilhelm Schwedler und Eugen Reissner. Bereits 1922 wurde er stillgelegt. Es gab nun den Luxus der Elektrizität. Über zwanzig Jahre stand er leer, bis der zweite Weltkrieg Berlin mit Wucht erreichte.
Erstellt von besi vor 11 Jahren
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Ein Luftschutzbunker mit sechs Ebenen, Innenwänden und Decken aus bis zu drei Meter dickem Stahlbeton offenbarte sich nun Schutzsuchenden in düsteren Bombennächten: Bei einem Fliegerangriff im Februar 1945 waren es Dreißigtausend. Die Menschen überlebten, der Bunker auch. Und dann? Ein Altenheim, eine Jugendarrestanstalt, schließlich ein Obdachlosenasyl und ein Lager so genannter Senatsreserven. Seit 1990 wieder ohne Nutzung wurde er 2006 an private Investoren verkauft. Exklusive Wohnungen entstanden oben auf der Bunkerdecke. Der Verein Berliner Unterwelten e.V. betreibt das Bunker-Museum und Führungen in dem alten Gemäuer, das so viel Leid, aber auch glückliche Momente in sich vereint.
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