Wir und die Anderen - Identität und Diversität

Erstellt von Alwritealwritten vor 7 Jahren
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Oftmals wird davon ausgegangen, dass „Wir“ wissen, wen dieses ominöse „Wir“ umfasst, da „uns“ eine klare Identität ausmacht und Identitätsunterschiede als Abgrenzungsmerkmal von den „Anderen“ dienen. „Wir“ sind es also, die in sich selbst homogen sind, wohingegen es stets die „Anderen“ sind, die das Merkmal der Diversität aufweisen. Gemäß diesem – eindimensionalen – Gedankenstrangs sind sowohl „wir“ als auch die „Anderen“ auf eine Identität reduziert; was weder „uns“ noch den „Anderen“ gerecht wird. Fraglich ist bereits inwieweit diese Gruppenzuweisungen überhaupt aufrecht zu erhalten sind, da üblicherweise ein ständiges, kontextabhängiges hin und her Wechseln zwischen dem „Wir“ und den „Anderen“ stattfindet. „Persönliche Identität ist geprägt von vielen unterschiedlichen Hintergründen und Gruppenzugehörigkeiten, die etwas mit Herkunft, mit Religion, mit Hautfarbe, mit Geschlecht, mit sexueller Orientierung, mit Bildung, mit sozialer Herkunft, mit Berufswahl, mit einer etwaigen Behinderung, mit Alter, mit familiärem Status, mit Aussehen und vielem mehr zu tun haben können.“ (Wladasch, 2008: 70) Demzufolge erscheint es angebrachter nicht von einer persönlichen Identität, sondern von Identitätsanteilen zu sprechen, die gerade durch ihre Vielfalt die offene, ständig erweiterbare Menge der Identität eines Menschen ausmachen. „Nur wenn Klarheit darüber besteht, was die eigene Persönlichkeit ausmacht, wie vielfältig die Hintergründe der eigenen Identität sind, kann dem „Anderen“ auf gleicher Ebene begegnet werden. Und dann wird sehr schnell klar, […] dass auch das Anderssein sehr vielfältig ist und sich sehr unterschiedliche Identitäten dahinter verstecken.“ (Wladasch, 2008: 70)
Folglich ist es von vorrangiger Bedeutung anzuerkennen, dass jeder und jede Einzelne zahlreiche Identitätsfacetten aufweist und sich dadurch zwangsläufig Unterschiede ergeben, welche aber keinesfalls negativ sondern gerade gleichwertig zu behandeln sind. Es geht um die Bewältigung des „Problem[s] der Vermittlung von Gleichheit und Differenz, das heisst [sic!] die Schwierigkeit, Unterschiede nicht zu diskriminieren, sondern als gleichwertige anzuerkennen, bei der Idee der Gleichheit selbst, das heisst [sic!] bei deren „Logik des einen Massstabes“ [sic!] – […] das heisst [sic!] als die Notwendigkeit, eine Eigenschaft zu benennen, die, sei es Vernunft, sei es Würde der Person oder eine andere Disposition, [ … ] alle haben müssen, die wir gleichermassen [sic!] berücksichtigen sollen oder wollen.“ (Bürgin, 2008: 12) Weiters ist es von Bedeutung Personen die Chance zu geben, sich gemäß der Vielfältigkeit ihrer Indentitätsanteile zu präsentieren und sich nicht in der Reduktion auf ein als typisch ausgewiesenes Merkmal gefangen zu finden.

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